Rechter Liedermacher vor Gericht

Große Sprüche und nichts dahinter: Weil der 32-jährige Deutsche Philipp T. nationalsozialistische Devotionalien vertrieb und landauf-landab unter dem Pseudonoym „Reichstrunkenbold“ in Hinterhoflokalen hetzerische, fremdenfeindliche Lieder gegrölt haben soll, steht der Arbeitslose seit gestern in Korneuburg wegen Verstößen nach dem NS-Verbotsgesetz vor Gericht. Auch Kriegsmaterial soll er besessen haben.
Mit ihm stehen vier weitere Angeklagte aus dem Weinviertel und eine 26-jährige Frau aus dem Innkreis (OÖ), die dem Mann Unterkunft gegeben haben bzw. ihm beim Verbreiten seiner Nazi-Propaganda geholfen haben soll, vor dem Schöffengericht.
Laut Anklage von Staatsanwalt Friedrich Köhl handle es sich bei dem Hauptangeklagten um einen in einschlägigen Kreisen bekannten „Wandermusiker“ und Händler von allerlei nationalsozialistischen Gegenständen. Sein Netzwerk hatte der Deutsche offenbar über das mittlerweile aufgelöste Netzwerk „Objekt 21“ in Wels nach Wien und ins Weinviertel gesponnen. Von einem Lokal in Mistelbach aus wurden CDs mit dem Titel „Viel Asche um nichts“ und „Der Untergrund stirbt nie“ an Ewiggestrige verschickt. Von den Liederabenden wurden kurze Video-Ausschnitte gezeigt. Bei den vertriebenen Devotionalien handelte es sich um Geschirr, Krüge, Aufstecknadeln sowie Schriften aus dem Dritten Reich.
Im Zeugenstand gab der Angeklagte seine Auftritte als „Reichstrunkenbold“ zu. Heute, Donnerstag, sind noch Gutachter am Wort. Danach werden die Urteile erwartet. Das Strafausmaß reicht von einem bis zu zehn Jahren Haft.
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