Projekt gescheitert: Erntehelfer weiterhin dringend gesucht

Projekt gescheitert: Erntehelfer weiterhin dringend gesucht
In Niederösterreich fehlen aktuell zwischen 150 und 200 Arbeiter für die Landwirtschaft.

Die harten Arbeitsbedingungen und niedrigere Löhne in Österreich im Vergleich zu Deutschland, sind für Landwirte ein großes Problem. Denn dadurch fehlen ihnen 150 bis 200 Erntehelfer, um ihre Produktion am Laufen zu halten.

Die Arbeitskräfte aus dem EU-Ausland treibt es aktuell vor allem nach Deutschland. Denn dort verdienen sie mehr und das, obwohl Österreich pro Stunde mehr bezahlt. „In Deutschland wird zwar ein niedrigerer Bruttobetrag ausbezahlt, doch netto kommt bei den Menschen mehr an“, erklärt NÖ-Landwirtschaftskammer Präsident Hermann Schultes die Problematik. Die niedrigen Steuerabgaben im großen Nachbarland machen es möglich.

Keine Interessenten

Die Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz, Beate Hartinger-Klein, verweigerte die Aufstockung der bestehenden Kontingentplätze für Arbeitnehmer aus dem Ausland. „Darum mussten wir nach Alternativen suchen“, erklärt Schultes.

Der Arbeitsmarktservice und die NÖ-Landwirtschaftskammer haben in Kooperation eine Jobbörse auf die Beine gestellt. 30 Dienstgeber und 350 Arbeitssuchende nahmen daran teil. „Das Resultat war, dass kein einziger der Arbeitssuchenden dadurch einen Job gefunden hat“, gibt Schultes langsam die Hoffnung auf.

Fehlende Mobilität und fehlende Bereitschaft zum Umzug in ein anderes Gebiet sind die Hauptgründe für das Scheitern des Projekts.

Projekt gescheitert: Erntehelfer weiterhin dringend gesucht

Vor allem Asylberechtigte wollten AMS und die Kammer ansprechen. Doch auch hier war die fehlende Mobilität ein großes Problem, wie Schultes erklärt: „Schauen wir uns die Gegebenheiten einmal an. Die meisten Asylberechtigten wohnen in den Städten und nicht am Land. Wenn sie nicht mobil sind, können sie ihre Arbeitsstelle nicht erreichen.“ Dies gelte aber auch für österreichische Arbeitssuchende, betont Schultes.

Dabei gab es Anreize für die Arbeit, wie Johannes Theuringer, Landwirt aus Raasdorf im Bezirk Gänserndorf und selbst Teilnehmer an der Jobbörse, erklärt: „Ich habe Unterkünfte angeboten, doch die wollten sie nicht.“ Selbst sein Dienstfahrzeug hätte er für eine gewisse Zeit verborgt, damit die Arbeiter zu ihrer Dienststelle kommen. „Auch das wurde abgelehnt“, ärgert sich Theuringer.

Lösungen

Das Fehlen der Arbeitskräfte wird für die Landwirte immer mehr zum Problem. Der Präsident der NÖ-Landwirtschaftskammer nimmt deswegen die Politik in die Pflicht: „Es ist wichtig, die Kontingente für ausländische Saisonarbeitskräfte rasch anzuheben. Darauf sind die Betriebe angewiesen.“ Außerdem fordert Schultes, dass man die Lohnnebenkosten senkt, damit den Arbeitern mehr von ihrem tatsächlichen Lohn bleibt und sich die Weiterreise nach Deutschland nicht mehr lohnt.

Und die Lage wird sich zuspitzen, wie Schultes meint: „Denn die Forstwirtschaft wird bald noch viel mehr Leute brauchen.“

Hunderte Jobs, aber keiner will sie: die Landwirtschaft sucht händeringend Arbeitskräfte. Doch das ist schwieriger als gedacht.

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