Primar-Rauswurf im Klinikum
In Chefärztekreisen schlug die Nachricht vom spektakulären Rauswurf eines hochdekorierten Spitzenmediziners ein wie eine Bombe. Der Primar der Radiologie am Landesklinikum St. Pölten, Erich S., wurde Donnerstagfrüh vom hauseigenen Sicherheitsdienst erwartet; im Auftrag des Managements durfte er die Abteilung nur noch betreten, um seine persönlichen Habseligkeiten einzupacken, wird erzählt. Der Grund: Über ihn soll die fristlose Entlassung ausgesprochen worden sein. Auf der Homepage des Spitals war der Name des Primars Donnerstagnachmittag bereits nicht mehr zu finden.
Zu den näheren Hintergründen wurde offiziell nichts verlautbart. Die Landes-Holding ließ Freitag lediglich wissen, dass der Professor das Spital am Donnerstag "verlassen" habe. Mit der interimistischen Leitung des Instituts für Radiologie wurde "mit Wirkung vom 11. November 2011 Dr. Robert Sauer betraut". Ein Oberarzt aus dem Team.
Kontrolle
Hinter vorgehaltener Hand war zum Rauswurf zu erfahren, dass die Abteilung bei einer unangekündigten internen Kontrolle durchleuchtet worden sei. Dabei sollen schwerwiegende Unregelmäßigkeiten in Zusammenhang mit Geräten und dem Verbrauch von Kontrastmittel festgestellt worden sein.
Der 61-jährige Mediziner war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Er müsse Abstand gewinnen, ließ er Vertraute wissen. Ihnen berichtete er auch, er fühle sich Mobbing ausgesetzt. Man versuche, ihn durch Verleumdungen und Anschuldigungen zwei Jahre vor der Pension loszuwerden.
S. ist seit 1992 Primar in St. Pölten. Er genießt in der Fachwelt einen ausgezeichneten Ruf. Er hat nicht nur 250 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht, sondern als ausgebildeter Spitalsmanager auch ein Buch mit der These "mehr Personal spart Kosten".
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