Plötzlich waren die Nonnen weg

Ein Holzschild mit der Aufschrift „Schwestern vom Hl. Johannes“ und der Nummer 41 an einem Holzzaun.
Das vor einigen Jahren errichtete Kloster der „Schwestern des Hl. Johannes“ steht seit kurzem leer. Das sorgt für Gesprächsstoff.

Marchegg, Hauptstraße 41. Hinter einer nahezu blickdichten Holzplamke findet sich ein aus Holz errichtetes Kirchlein, samt einiger Nebengebäude: Es ist das Kloster der „Schwestern des Hl. Johannes“, eine am 8. Dezember 1982 gegründete Schwesterngemeinschaft, die im September 1983 ihre endgültigen, rein kontemplativen Regeln erhielt. Das bedeutet, dass die Schwestern nach außen hin praktisch keine wirksame Arbeit betreiben dürfen. „Sie arbeiteten viel im Kloster und lebten von dem, was ihnen vor allem die Supermärkte an – meist abgelaufenen – Lebensmittel spendeten“, erzählt ein Anrainer.

Streng

Wenn sich eine der Schwestern einer Marchegger Familie zu sehr näherte, wurde sie stets von der „Oberschwester“ zurückgepfiffen. „Sie wurden wegen Ungehorsams abgezogen“, ist sich eine Nachbarin sicher. Und: Ein Installateur sei beauftragt worden, das Wasser aus allen Leitungen abzulassen, damit sie im Winter nicht auffrieren.

„Die von französischen Studenten gegründete Glaubensgemeinschaft übt in unserer Zeit der allgemeinen Orientierungslosigkeit eine große Anziehungskraft auf die jungen Frauen aus“, erzählt ein praktizierender Katholik aus Marchegg, der regelmäßig Kontakte zu der Glaubensgemeinschaft pflegte. Er berichtet von einem Richtungsstreit, der derzeit innerhalb der Glaubensgemeinschaft toben soll. Die Regeln, die Ordensgründer Marie-Dominique Philippe seinerzeit aufstellte, sollen angeblich vom derzeit amtierenden Diözesanbischof, dem der Orden unterstellt ist, anders ausgelegt werden. Dass über Nacht alle Schwestern verschwunden sind, könnte damit zusammenhängen, dass durch den Richtungsstreit dem Orden das Personal für die zahlreichen Niederlassungen ausgegangen ist.

Marchegg ist aber auch Sitz der männlichen Fraktion der Glaubensgemeinschaft, der Joahnnesgemeinschaft. Sie hat bereits einige Jahre vor den Schwestern ein Kloster neben der Pfarrkirche errichtet. Dort war gestern leider niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

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