Kahlschlag im Naturjuwel

Wie viel Kahlschlag verträgt ein Schlosspark – noch dazu wenn es sich um eines der ältesten Naturschutzgebiete des Landes handelt? Wenn es nach Josef Slavik, dem früheren Bürgermeister von Obersiebenbrunn, Bezirk Gänserndorf, geht, ist jeder gefällte Baum ein Frevel. „Mir tut das Herz weh, wenn ich das sehe“, sagt Slavik. Meterhoch türmt sich das frische Holz. „Die meisten Bäume waren gesund“, sagt Slavik.
Der Schlosspark samt dem Schloss, das einst Prinz Eugen von Savoyen für seine Verdienste von Kaiser Karl VI. geschenkt bekommen hatte, ist etwas ganz Besonderes. Deshalb hat die Gemeinde das 47 Hektar große Areal samt dem barocken Schloss 1999 zum damaligen Kaufpreis von 16 Millionen Schilling erworben. „Eine Jahrhundert-Chance“, sagt Slavik noch heute. Das Gebäude verkaufte die Gemeinde an die koptische Kirche, die das Gemäuer sanierte und seither nützt. Damit war die Gemeinde eine große Sorge los.
Die Erhaltung des Parks geht laut Slavik aber seit Jahren in die falsche Richtung. „Wenn wir früher einen Zwetschkenbaum umgeschnitten haben, bekamen wir eine Anzeige. Heute macht jeder was er will.“
Um Einnahmen lukrieren zu können, hat die Gemeinde nach dem Kauf den Reitstall und einen Teil des Freigeländes an einen Reitverein verpachtet. Doch die Koppeln werden immer größer. „Die Steher der elektrischen Zäune sind alte Eisenbahnschweller. Die sind Sondermüll und haben in einem Naturschutzgebiet nichts verloren“, sagt Slavik beim Lokalaugenschein.
Mauer löchrig
Ein riesiges Problem sei auch die historische Ziegelmauer, die den Schlosspark umgibt. Der Zahn der Zeit hat der Mauer massiv zugesetzt, sie zerbröselt und ist an mehreren Stellen schon löchrig. „Wenn für eine Großrenovierung das Geld fehlt, dann muss man die Mauer eben stückweise sanieren“, sagt Slavik.
Der amtierende Bürgermeister Kurt Steindl kennt die ständigen Kritikpunkte am Schlosspark-Areal. „Die Schlägerungen schauen zum Teil willkürlich aus, aber es wird nach Prioritäten vorgegangen“, sagt Steindl. Alle Maßnahmen seien in Absprache mit der Bezirksforstinspektion erfolgt. Bei „gefährlichen Bäumen“ (Wind- und Schneebruch) könne man selbst agieren. Um Naturschutz und Denkmalschutz unter einen Hut zu bringen, hat man einen Pflegeplan ausgearbeitet. Steindl: „Der wird sukzessive umgesetzt.“
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