Neues Rätsel um verschwundenes Schiff

Die Rollfähre Korneuburg-Klosterneuburg ist außer Betrieb und die Zugänge zu den Landebrücken sind verboten.
Weil befürchtet wurde, dass das Schiff verkauft werden könnte, ließ die Justiz einst das Schiff in Ketten legen.

Diesmal scheint alles anders. Die Landungsbrücke schaukelt munter in der Strömung. Das Schild „Fährbetrieb eingestellt“ dominiert auf der Zufahrtsrampe. Das Zugseil, an dessen Ende üblicherweise die Rollfähre hängt, ist fest am Ufer vertaut. Aber bitte wo ist die dazugehörige Donaurollfähre? Nachdem die Affäre um die legendäre Rollfähre beziehungsweise deren Betreiber in den vergangenen zwei Jahren hohe (Donau)wellen geschlagen hatte, nährt das verschwundene Boot wieder heftig die Gerüchteküche. Insider befürchteten, dass der motorlose Katamaran gar in einer Nacht- und Nebelaktion außer Landes gebracht worden sein könnte. Das scheint auch so zu sein – laut dem Betreiber aber rein zur Überholung.

Die Befürchtungen gab es schon einmal: In der Zeit als in der Rollfähren-Affäre die Staatsanwaltschaft ermitteln ließ. Dem Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft, Carl Spiesberger (für den die Unschuldsvermutung gilt) wurde und wird mutmaßlich vorgeworfen, das Schiff hinter dem Rücken der Gesellschafter an einen neuen Betreiber verkauft zu haben. Zwei russische Geschäftsfrauen fühlten sich ausgebootet und deren Anwalt blies zum Gegenangriff. Weil Gefahr bestand, dass das Schiff, um das sich alles dreht, außer Landes gebracht werden könnte, legte die Staatsanwaltschaft im Winter 2010 das Schiff in Ketten.

Im Sommer 2012 wurde die Anklageschrift schließlich fertig. Weil der Anwalt der Beschuldigten Einspruch gegen die Anklage erhob, brütet das Oberlandesgericht über der weiteren Entscheidung. Im Klartext: Die Richter müssen klären, ob ein Gerichtsverfahren eingeleitet wird, oder ob die Anklage falsch ist.

In Bratislava? Sollte es zum Prozess kommen ist schon jetzt klar, dass ein Involvierter nicht mehr aussagen wird. Und zwar der bei einer Entführung getötete Wiener Anwalt Rebasso. Der Advokat hatte einst die rechtlichen Rahmenbedingungen beim Rollfähren-Verkauf abgehandelt. „Reiner Zufall. Ich kannte ihn schon lange“, sagt Spiesberger. Bleibt noch an ihn die Frage nach dem Verbleib des Fährschiffes? „Das ist nur in Bratislava zur Überholung.“

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