Mission Maturareform rollt bereits

Die Verständlichkeit der sehr textlastigen Rechenaufgaben wird kritisiert.
Bildungsexperte tourt durch Österreich. Schüler geben Auskunft über Schwächen der Reifeprüfung.

„Da geht es um das Schicksal von 40.000 jungen Menschen, von denen fast 20 Prozent ein negatives Matura-Ergebnis haben. Das kann einen menschlich nicht unberührt lassen.“ Kurt Scholz bereist im Auftrag von Bildungsminister Heinz Faßmann derzeit die Bundesländer. Der ehemalige Wiener Stadtschulratschef soll im Kontakt mit Schülern, Eltern und Lehrern herausfinden, warum die Ergebnisse der Zentralmatura, besonders im Fach Mathematik, derart verheerend ausfielen. Jetzt machte Scholz Station in St. Pölten.

„Man könnte die Prüfung vom grünen Tisch aus reformieren. Oder man redet mit den Betroffenen.“ Dass das Ministerium sich für die zweite Variante entschieden hat, freut Scholz. „Ich bin jetzt im siebenten Bundesland meiner Tour und die Reaktionen sind überraschend gleichlautend“, erzählt er.

Unverständlich

Von vielen Schülern angeprangert wird, dass die Einleitung in die textlastigen Rechenaufgaben zu unverständlich waren. Scholz lässt bereits jetzt durchblicken: „Die Beispiele werden künftig kürzer und sprachlich einfacher sein.“ Er betont aber, dass dies ausschließlich der Verständlichkeit dient, leichter soll die Matura nicht werden: „Das Niveau der eigentlichen Aufgaben zu senken, hielte ich für fatal.“ Scholz appelliert ans Augenmaß: Dass die österreichische Matura aktuell zu den europaweit schwierigsten gehören muss, sei zu überdenken.

Bildungsdirektor Johann Heuras spricht sich dafür aus, dass künftig Beispiele nicht mehr bloß als richtig oder falsch gewertet werden. „Es kann nicht sein, dass Flüchtigkeitsfehler zur selben Konsequenz führen, wie elementare Verständnisfehler.“ Auch die einheitliche Vorbereitung auf die Zentralmatura sei ein Wunsch der Schüler. Da gelte es, bei der Lehrerfortbildung rasch nachzuschärfen. Laut Scholz werde es erste Adaptierungen im April und Mai geben. „Eine große Reform nimmt aber wesentlich mehr Zeit in Anspruch.“

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