Matzen: Kleine Koalition platzte

Zu einem politischem Erdbeben kam es im Rathaus der Marktgemeinde Matzen-Raggendorf. Als die ÖVP 2010 bei der Gemeinderatswahl ihre Absolute erwartungsgemäß verloren hatte, wofür vor allem der frühere ÖVP-Bürgermeister Leonhard Helm verantwortlich zeichnete, wurde die Sozialdemokratin Claudia Weber, 47, mit Hilfe der FPÖ-Gemeinderätin Margarethe Ludwig, 73, zur neuen Bürgermeisterin gewählt. Jetzt, nach zweieinhalb Jahren, ist das rotblaue Experiment gescheitert. „Margarethe Ludwig hat mehrmals den Gemeinderat mit Anzeigen eingedeckt und auch abgesehen davon war eine gedeihliche Zusammenarbeit mit ihr nicht mehr möglich“, sagt Bürgermeisterin Weber. Deshalb habe die SPÖ mit der ÖVP das Gespräch gesucht und sich darauf geeinigt, Ludwig abzuwählen.
Ludwig wurde bei der jüngsten Gemeinderatssitzung „degradiert“. Ihre Nachfolgerin ist die 54-jährige Winzerin Gertrude Zambach (ÖVP).
Nach der Anzeigenflut wurde Ludwig auch zu m Partei-Gespräch zur FPÖ-Landesspitze nach St. Pölten zitiert. „Sie haben meinen Rücktritt verlangt. Ein Schiedsgericht wollte man mit mir machen“, sagt Ludwig. Dem kam sie zuvor. Am nächsten Tag schickte sie ihren Partei-Austritt ab. Allerdings verlangte sie später, dass man das auf Eis legen sollte, um nochmals darüber zu reden. Ob Ludwig seither als FPÖ-Mandatarin oder schon als „wilde“ Abgeordnete im Gemeinderat saß, kann die umtriebige Frau selbst nicht sagen.
Malversationen?
Wichtig war ihr nur, den von ihr vermuteten Sumpf weiter aufzuräumen. Nach weiteren Anzeigen wegen angeblicher Malversationen und mutmaßlichen Kreditzinsen in Schweizer Franken ermittelt nun die Korruptionsstaatsanwaltschaft. Mittlerweile haben sich laut Ludwig die Ereignisse überschlagen. Sie will jedenfalls als wilde Gemeinderätin im Gemeinderat bleiben.
FPÖ-Bezirksparteiobmann Hubert Marek fühlt sich persönlich für das Desaster verantwortlich. „Es war meine Fehlentscheidung. Arbeit kann man delegieren, Verantwortung nicht“, sagt Marek. Mit Ludwig verliert man nun auch das Mandat. „Sie ist dem Ausschlussverfahren zuvorgekommen“, bedauert Marek. „Der Verzicht auf das Mandat ist letztlich auch eine Charaktersache.“ Gegen die Vize-Abwahl überlegt Ludwig rechtliche Schritte.
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