Schon 40 Biber erschossen

So entzückend die imposanten Nager sind, so gefürchtet sind ihre flussbaulichen Aktivitäten. Die Nager graben sich weitläufige Gänge in die Dämme, die dadurch im Falle eines Hochwassers bersten. Wegen genau dieser nicht abschätzbaren Gefahren für die Bevölkerung, geht es entlang des Marchfeldkanales den Tieren seit Monaten an den Kragen.
Sanktus
Mit behördlichem Sanktus wohlgemerkt: Weil sämtliche Maßnahmen, wie Vertreibung oder Einfangen der Tiere nichts fruchteten, wurde im Herbst die Notbremse gezogen – und die lautete Abschuss per Bescheid der nö. Naturschutzabteilung. Etwa 30 bis 40 Tiere wurden seither erlegt. Und bis Ende März ist noch Jagdsaison. Ab April haben die Nager während der Paarungszeit Schonfrist.

Der Abschuss ruft nun den WWF auf den Plan. Die Naturschützer kritisieren den Freibrief der Behörde für den Abschuss und warnen vor dem Scheitern des Bibermanagements.
Die Tötung kam aber nicht aus heiterem Himmel. Schon bald nach der Inbetriebnahme des Flusssystems (Kanal-Rußbach und Stempfelbach) 1983 holte sich die Natur den Lebensraum zurück. Die ersten Biber siedelten sich an und vermehrten sich wie die Karnickel. 100 Tiere waren es bei einer Zählung vor zehn Jahren, heute dürften es laut Schätzung von Geschäftsführer Wolfgang Neudorfer drei Mal so viele sein. Und mit den Bibern uferten die Schäden im wahrsten Sinn des Wortes aus. Die reihenweise von den Tieren gefällten Bäume sind noch das geringste Übel. Weit gefährlicher sind die unterminierten Dämme. Kein Tag vergeht, an dem Betriebsleiter Martin Mötz nicht ein neues Loch im Damm findet. Und gerade die hohen Dämme bergen im Falle eines Hochwassers extreme Gefahren in sich. Vor einigen Jahren schoss eine Wasserfontäne unweit von Glinzendorf aus dem Damm. "Wir sind sofort mit Baggern und Lkw voll Schotter hingefahren und haben den Damm gestopft", sagt Mötz.
Anfangs hoffte man sich mit den Bibern arrangieren. Man bot den Tieren auf weniger heiklen Flussabschnitten gegrabene Ersatzhöhlen an. Doch die Nager zogen nicht ein. Dammsanierungen samt Eisengitter sind für Neudorfer nicht ökologisch. "Ein Rieseneingriff in die Natur."
Sensibel
"Es ist die letzte Stufe einer Vorgangsweise. Das wird nur in besonders sensiblen Bereichen angewandt, die frei von Bibern gehalten werden müssen", sagt Martin Tschulik, Chef der nö. Naturschutzbehörde. Im Herbst werde neuerlich geprüft.
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