Kwizda mauert sich komplett ein

Krüppel-Paradeiser von Kurt Rafalzik
Grundwasserschutz für die Zukunft. Die Gesamtsanierung kostete bisher 5 Millionen Euro

Die Sanierung des kontaminierten Grundwassers in Korneuburg kostet Kwizda eine ordentliche Stange Geld. Bis dato musste der Spritzmittelhersteller rund fünf Millionen Euro für die bisherigen Maßnahmen zahlen. Neben dem Betrieb der großen Filteranlagen ist da die Füllung des neuen Berndl Bades mit Trinkwasser schon eingerechnet.

Nicht eingerechnet ist die komplette Einhausung des Werksgeländes, zu der sich die Firmenleitung jetzt entschlossen hat. Diese „Abkapselung“ des Areals aus dem Grundwasser-Strom verschlingt nochmals zwei Millionen Euro. „Ein klares Bekenntnis zur umfassenden Sanierung“, sagt Kwizda-Sprecherin Birgit Hebein.

Die Sanierung des verseuchten Grundwassers mittels Aktivkohlefilter-Anlagen war die erste Sofort-Maßnahme. Um den Grundwasser-Horizont künftig vor weiteren giftigen Auswaschungen zu schützen, arbeiteten Zivilingenieure an einer Umspundung des Werkstandortes.

Einreichung

Mittlerweile sind die Pläne fixfertig und die Würfel gefallen. „Wir sind kurz vor der Einreichung bei der Behörde“, sagt Hebein. Weil der Einbau der Spundwände eine einschneidende Maßnahme im Grundwasserhorizont darstellt, ist dafür ein wasserrechtlichen Genehmigungsverfahren notwendig. Im Herbst sollte aber schon mit Spezialmaschinen mit dem Einbau der „dichten Wanne“ begonnen werden können. Nach den Probebohrungen weiß man, dass die Spundwände bis 15 Meter (bis zum so genannten Stauer) in die Tiefe getrieben werden müssen. Um das knapp vier Hektar große Firmenareal zu umschließen, sind 815 Meter Spundwand nötig. „Diese Schmalwand ist Teil eines Investitionsprogrammes zur Sicherung des Werkes und des gesamten Standortes“, sagt Hebein.

Neues Rätsel

Mit dem neu entdeckten Metabolit machen jetzt auch neue Hiobsbotschaften die Runde. Demnach könnte es sein, dass Giftstoffe nicht erst in den vergangenen Jahren ins Grundwasser gelangten sondern schon seit Produktionsbeginn in den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts.

„Das Problem mit der Teerfabrik ist seit 1924, dem Jahr in dem das Werk schloss, bekannt.“ Robert Meißl, der Bürgermeister von Angern, Bezirk Gänserndorf, kämpft seit Jahren um die Sanierung jenes Areals, auf dem heute etwas mehr als 50 Häuser stehen. Wie berichtet, ist dort stellenweise das Erdreich mit den Rückständen der Teerfabrik verseucht, ebenso stellenweise das Grundwasser.

Meißl: „Wir haben seit 2001 rund 60 Messbrunnen errichten lassen, Luft, Staub, Erde und Wasser untersucht. Und wir haben die Siedlung bereits 2003 mit einer Bausperre belegt.“ Seit 1. November 2012 scheint der Ortsteil zudem im Altlastenkataster des Umweltbundesamtes mit der Prioritätenklasse „1“ auf.

Meißl: „Als Sofortmaßnahme wird überall dort, wo der Boden erheblich kontaminiert ist, ein Erdaustausch angeboten. Mir wäre wichtig, dass jeder Grundeigentümer eine Untersuchung seines Erdreiches zulässt, damit wir die Situation lückenlos erfassen können.“ Niemand sei danach zu einem Bodenaustausch gezwungen, aber ein zweites Mal werde es nicht geben, betont Meißl.

Als zweite Maßnahme ist laut Meißl an Spundwände und Sperrbrunnen gedacht: „Gleichzeitig müssen aber auch die so genannten Hot Spots in Angriff genommen werden.“ Damit meint der Bürgermeister jene unterirdischen Betonwannen, die noch erhebliche Reste der seinerzeitigen Teerprodukte enthalten und die je nach Niederschlag und Grundwasserspiegel laufend das Grundwasser verseuchen.

Die Lage vieler dieser Wannen kennt man aus alten Lageplänen. Auf etlichen befinden sich heute Gärten und Häuser. Wären die Wannen seinerzeit nicht nur mit Erdreich zugeschüttet, sondern ordentlich abbetoniert worden, gäbe es heute die Umweltprobleme nicht.

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