Gemeinde und Gemeinderat buhlen um Gebäude

Wenn ein Nachbargrundstück zum Verkauf angeboten wird, spricht man oft von einer Jahrhundertchance. Und genau so eine Chance tat sich kürzlich in Bockfließ, Bezirk Mistelbach, auf. Die Eigentümer des Hauses neben dem Gemeindeamt waren verstorben, die Erben sind bereit zu verkaufen.
„Die Gemeinde hat schon zu Lebzeiten der früheren Eigentümer immer wieder ihr Kaufinteresse deponiert“, erzählt Bürgermeister Josef Summer ( ÖVP). Der Grund dafür ist mehr als einleuchtend: Denn in dem Gebäude, in dem sich das Gemeindeamt befindet (links im Bild), sind auch noch die Volksschule, die schulische Nachmittagsbetreuung, eine Arztordination und das Musikerheim untergebracht.
Auf Wunsch der Erben wurde mit der Abwicklung der Verlassenschaft Mag. Erich Feyereis vom Notariat Dr. Ingeborg Fiala in Gänserndorf betraut. Feyereis ist dort als Anwaltsanwärter beschäftigt – und Feyereis ist auch Gemeinderat (SPÖ) in Bockfließ. So weit so gut.
Hätte da nicht Feyereis bei den Erben auch selbst Kaufinteresse an dem besagten Haus neben dem Gemeindeamt angemeldet. Man kann es ihm auf den ersten Blick nicht verübeln. Der Jurist wohnt derzeit mit seiner Frau und seinen drei Kindern in einer Mansardenwohnung im Haus seiner Mutter.
Nur: Die Optik wäre mehr als schief, wenn er das Haus tatsächlich kaufen würde. „Das ist mir schon klar“, sagte Feyereis gestern im Gespräch mit dem KURIER und der Jurist deutete an, dass er mit Bürgermeister Josef Summer sich auf die Suche nach einem Kompromiss machen möchte.
Gestern Abend zeichnete sich bereits folgende Lösung ab: Die Gemeinde erwirbt – vorausgesetzt, die Erben des Hauses spielen mit – das Haus zum Preis von 180.000 Euro, und der SPÖ-Gemeinderat bekommt im Gegenzug die Chance, ein tolles Baugrundstück im Ortszentrum von der Gemeinde zu erwerben.
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