Kupferdiebe verursachten Bahn-Chaos

Zwei Züge der ÖBB stehen auf einem Gleisabschnitt.
Pendler warteten vier Stunden lang vergeblich auf mehr als 50 Nahverkehrszüge

Ratlose Gesichter gab es am Dienstag bei den Pendlern am Wiener Westbahnhof. „Ein Schienenersatzverkehr ist eingerichtet. Grund: Kupferdiebstahl“, war auf den Anzeigetafeln zu lesen. Auf der Westbahnstrecke hatten in der Nacht zuvor Kupferdiebe zugeschlagen. Tausende Reisende waren von den Zug-Ausfällen betroffen.

Die Reparaturarbeiten auf Höhe des Bahnhofs Unterpurkersdorf dauerten knapp vier Stunden. Aufgefallen war der Diebstahl erst Dienstagvormittag bei Routinearbeiten an der Strecke: „Die gestohlenen Kabeln werden für die Erdung benötigt. Wenn es zu einem Problem mit der Elektrik kommt, dann können fehlende Erdungskabel für die Passagiere sehr gefährlich werden. Deshalb waren wir gezwungen, den Zugverkehr zu unterbrechen“, erklärt ÖBB-Sprecher Michael Braun.

Fahrplan-Verwirrung

Reisende in 50 Nahverkehrszügen mussten zwischen Wien-Hütteldorf und Tullnerbach-Pressbaum zunächst lange warten, um schließlich auf einen Schienenersatzverkehr mit Bussen umzusteigen. Als sich der KURIER um 13.30 Uhr in Wien-Hütteldorf umhörte, standen viele Pendler auf dem Bahnhofsvorplatz und wussten nicht, wie sie weiterreisen sollten: „Der Schaffner hat im Zug zwei Mal durchgesagt, dass alle Passagiere auf den Bus umsteigen müssen. Also sind alle raus. Doch hier gibt es keinen Schienenersatzverkehr und der Zug ist jetzt trotzdem einfach weitergefahren. Es ist ein Chaos“, klagt Pendlerin Lieselotte Peter.

ÖBB-Sprecher Michael Braun gestand ein, dass es bei der Wiederinbetriebnahme der Strecke zu einigen Missverständnissen beim Zugpersonal kam. Ab 14.00 Uhr war die Strecke dann aber wieder voll in Betrieb.

Wie hoch der finanzielle Schaden ist, wird noch erhoben. Jedes Jahr verursachen Kupferkabeldiebe aber bei den ÖBB 2,2 Millionen Euro Schaden. Vor allem Ostösterreich ist ein beliebtes Ziel der Banden. Gemeinsam mit der Polizei hat die ÖBB eine Task Force ins Leben gerufen, sagt Braun: „Es ist schwierig, die Diebe ausfindig zu machen, da die Banden oft gut organisiert sind. Wenn die Kabel ersetzt werden, benutzen wir mittlerweile Stahl anstatt Kupfer, weil das Geschäft damit für die Diebe viel weniger lukrativ ist.“

ÖBB-Streckeninformation

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