Krems: Schwarze Hochburg fällt

Ein schwarzer Tag für die ÖVP in Krems: Nachdem die Partei gut 50 Jahre lang in Krems den Bürgermeister gestellt hatte, kündigte VP-Stadtchefin Inge Rinke Sonntag Abend ihren sofortigen Rücktritt an. Kaum jemand hätte gedacht, dass der teilweise als geschmacklos kritisierte Slogan der Grünen, "Winke, winke – baba Rinke", zur punktgenauen Prophezeiung werden sollte.
Ein hauchzarter Zugewinn von einem Viertel-Prozent hat gereicht, um die SPÖ bei der Gemeinderatswahl zur stimmenstärksten Fraktion im Gemeinderat zu machen. Entscheidend für den Ausgang des Matches war allerdings, dass die ÖVP fünf, also ein Viertel ihrer bisher 20 Mandate, verloren hat.
Gewinner
Dazu gewonnen haben praktisch alle außer der ÖVP: Die Freiheitlichen erreichten ein drittes Mandat, die Grünen konnten ebenso auf zwei Sitze verdoppeln wie die Liste der "Kommunisten und Linkssozialisten". Die Bürgerliste "Unabhängige Bürger Krems" hat auf Anhieb zwei Sitze im Gemeinderat erreicht.
"Ich bedaure, dass unsere Leistungen nicht anerkannt wurden", sagte Rinke mit zitternder Stimme kurz nachdem der Trend klar wurde, der sich von Anfang an abgezeichnet hatte. Mit hängenden Köpfen versammelten sich die ÖVP-Kandidaten nach den Interviews im Bürgermeisterzimmer und sperrten die Öffentlichkeit aus.
"Wer nicht hören will, muss fühlen. Ich hab’ es ihnen immer wieder gesagt", kommentierte der scheidende ÖVP-Stadtrat Josef Deißenberger die bittere Niederlage seiner Fraktion.
Reinhard Resch, Spitzenkandidat der SPÖ, konnte das Ergebnis erst gar nicht fassen. Immer wieder bremste er seine Genossen, die schon feiern wollten, ehe das Ergebnis endgültig klar war. "Ich bin angetreten, um die Stadt zu führen. Wir brauchen eine gute Zusammenarbeit, um die Probleme der Stadt zu lösen."
Gespräche
"Es war die erwartet knappe Entscheidung in Krems. Auslöser war sicherlich die umstrittene Parkzonen-Diskussion. Inge Rinke hat ihre Entscheidung getroffen, das ist zu respektieren. Jetzt gilt es, aufgrund des knappen Ergebnisses, Gespräche im Sinne der Stadt zu führen", erklärte ÖVP-Landesgeschäftsführer Gerhard Karner. "Das Ergebnis ist alleine die Leistung von Reinhard Resch und seinem Team, es ist ein schöner Tag für die SPÖ Niederösterreich. Überheblichkeit wurde abgestraft", kommentierte der rote Geschäftsführer Günter Steindl.
Die zukünftige Mehrheitssuche wird schwierig: Werden sich SPÖ und ÖVP nicht einig, brauchen die Roten zwei, die Schwarzen gar drei Helfer für einen Beschluss.
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