„Krauthappl“als Hungertilger und spektakuläres Kunstobjekt

Enthüllt Samstag um 15 Uhr sein Riesengemälde im Schlosshof Waidhofen: Herbert Petermandl
Das Kraut, vielseitiges und gesundes Volksnahrungsmittel, wird zu wenig geschätzt. Das meint jedenfalls der Waidhofner Maler Herbert Petermandl und will das mit seinem spektakulären Kunstprojekt „100 x Kraut“ ändern. Das mit hundert Quadratmetern weltweit wohl größte Gemälde eines „Krauthappls“ wird am Samstag in Waidhofen an der Ybbs der Öffentlichkeit präsentiert. Das weit verbreitete und geschätzte, aber nicht selten auch geschmähte Gemüse steht im Blickpunkt.
Eineinhalb Jahre oder rund 800 Arbeitsstunden hat der facettenreiche Künstler Petermandl in sein „Krauthappl“ investiert. Beim Erforschen des Stadtteils Krautberg in seiner Heimatstadt sei ihm bewusst geworden, wie wichtig das Kraut für die Bevölkerung früher war, erzählt er.

Petermandl malte 100 Kleingemälde im Ausmaß von 100 mal 100 Zentimeter
„Damals haben die Armen auf dem Hügel über der Stadt ein Stückerl Grund bekommen, damit sie Kraut anbauen konnten“, schildert er. Eigene Krautwächter wachten darüber, dass die überlebenswichtigen Krautköpfe nicht vom Acker gestohlen wurden. In Zeiten großer Nöte im 19. Jahrhundert und während der Weltkriege sicherte der Krautberg vielen Waidhofnern wahrscheinlich das Überleben.
Eigentlich wollte Petermandl seine Idee gemeinsam mit 99 Künstlern, von denen jeder ein Bild für ein gemeinsames „Krauthappl“ malen sollte, verwirklichen. „Doch durch die unterschiedlichen Malstile wäre das Ergebnis unbefriedigend gewesen. Also hab’ ich mich entschlossen, die Idee allein durchzuziehen“, erzählt Petermandl. Kraut in verschiedensten Speisevarianten liebe er, verrät der Maler und Bildhauer.
Kraut eintreten
Bestens sei es ihm in Erinnerung, als die Eltern Krautköpfe fein hobelten und es dann für die Gärung zu Sauerkraut im Bottich eingetreten wurde.
Der Projekttitel „Kraut x 100“ verrät auch schon die Technik, mit der es gelingen soll, ein harmonisches Riesenbild „so groß, wie eine ganze Wohnung“ , so Petermandl, zu schaffen. Er malte dazu hundert einzelne Detailansichten eines „Krauthappls“. Jede kleine gerahmte Leinwand ist genau einen Quadratmeter groß. „Ein Krauthappl vom Feld ist mit den glatten weißen Köpfen im Supermarkt nicht zu vergleichen. Es ist unglaublich kompliziert, die faszinierenden feinen Verästelungen und Adern in den Deckblättern, die kleinen Löcher und andere Details zu malen“, schildert der Künstler.
Vernissage
In einer Vernissage präsentierte Petermandl vorab bereits Teile des Mammut-Bildes und erntete viel Beifall. Der Weißkrautkopf schillert in unzähligen Grüntönen, feinste Einrisse in den Deckblättern, ein Schmetterling und viele andere Details hauchen dem vegetarischen Stillleben Lebendigkeit ein.

Detail aus dem Riesenbild
Enthüllt wird das Bildnis im Hof von Schloss Waidhofen heute, Samstag, um 15 Uhr. Neugierigen „Krautfans“ wird die beste Sicht aufs Riesengemälde aus der Vogelperspektive vom Schlossturm aus ermöglicht.
Kraut-Fakten
Schon in der Antike als wertvolles Nahrungsmittel geschätzt, war das Kraut in Europa über Jahrhunderte wichtiger Bestandteil der Ernährung der ländlichen Bevölkerung – vor allem im Winter.
Viele Vitamine und viele andere gesunde Inhaltsstoffe bescherten ihm sogar den Ruf als Heilmittel. Sauerkrautsaft kann bei Verdauungsbeschwerden angewendet werden.

Dem Ruf als Krisengemüse wurde das Kraut auch in der Zeit der Corona-Pandemie gerecht. In Gläsern, in Päckchen oder als im Herbst geerntetes haltbares Wintergemüse wurde regelrecht gebunkert, berichten Andreas Felber und Stefan Hamedinger, Bauernkammerreferenten aus NÖ und OÖ. Deshalb vergrößerten Österreichs Bauern 2022 die Fläche, auf der sie Kraut in verschiedensten Varianten anbauten, um mehr als elf Prozent.
Gängig sind hierzulande über 50 Krautsorten. Im Vorjahr galt es auf heimischen Äckern Krautköpfe auf 770 Hektar zu ernten. Mit 330 Hektar wird in OÖ das meiste Kraut angebaut. NÖ folgt an zweiter Stelle mit 210 Hektar, dahinter liegt Tirol mit 115 Hektar. Kraut wird von Ende Mai bis in den Spätherbst geerntet. Übrigens: Krauthappel ist im Volksmund auch die Bezeichnung für die Wiener Secession.
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