Grundwasser-Sanierung läuft auf Hochtouren, Kritik reißt nicht ab

Zwei Behälter mit Pyralid und Aktivkohle stehen auf einer Landkarte von Korneuburg.
Die neu entdeckten Stoffe im Grundwasser sind noch nicht ganz entschlüsselt. Die Bürgerinitiative fordert daher einen Einleitungsstopp.

Werner Wruss ist nicht unzufrieden. Mit dem fünften Aktivkohlefilter, der Ende April aufgebaut und eingeschalten wurde, läuft die Reinigung des verseuchten Grundwasserstromes auf Hochtouren. Seit Jahresbeginn konnten so annähernd zehn Kilogramm des Spritzmittel-Giftes „Clopyralid“ aus dem Wasser geholt werden. „Wir holen derzeit 109 Gramm täglich aus dem Wasser“, sagt Wruss.

Soweit so gut. Große Aufregung gab es erst kürzlich wegen der neu entdeckten Giftstoffe im Grundwasser. Ein Metabolit (Abbauprodukt des Ausgangsstoffes) konnte mittlerweile durch aufwendige Labortests enttarnt werden. „Es ist etwas, das schaut so ähnlich aus wie Clopyralid und ist ein Metabolit von Thimethoxam“, erklärte Wruss gestern. Bei zwei ebenfalls neu entdeckten Stoffen im Grundwasserhorizont tappen die Experten allerdings noch im Dunkel. Fest steht, dass es sich um zwei organische „chlorhältige Substanzen“ handelt. „Wir sind ehrlich. Wir können sie noch nicht zuordnen“, sagt Wruss. Um herauszufinden, um welche Art von Stoffen es sich handelt, arbeite man gerade die Produktenliste von Kwizda der vergangenen zehn Jahre durch. Und das kann laut Wruss dauern. „Es handelt sich um eine lange Stoffliste. Mit 100 Stoffen und mehr.“

Ein älterer Mann mit grauem Haar und Schnurrbart trägt ein Tweed-Jackett.
Grundwasser-Krimi Korneuburg, Sanierer Werner Wruss im Labor

Derzeit laufen täglich 5500 Kubikmeter Wasser durch die Aktivkohlefilter. Das Wasser hat danach Trinkwasser-Qualität.

Wruss meint, dass bis zum Jahresende das Ausmaß des verseuchten Grundwassers enorm schrumpft. „Etwa ein Drittel, vielleicht sogar auf die Hälfte“, sagt der Sanierungsbeauftragte.

Fressende Bakterien

Große Hoffnung setzt man auf den Einsatz von Bakterien, die letztlich alle giftigen und Wasser fremden Moleküle „auffressen“ sollen. Daran arbeitet seit einigen Wochen eine Forschungsgruppe des IFA Tulln (Außenstelle der BOKU) unter der Leitung von Agrartechnologen. Bis die ersten (fundierten) Ergebnisse vorliegen, können aber noch Monate vergehen.

Die Bürgerinitiative „Pro reines Wasser“ fordert neuerlich ein umfassendes Screening des Grundwassers und einen Einleitungsstopp des Clopyralid-hältigen Wassers in die Donau.

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