Konflikt im Revier landete vor Richter

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Jagdausschuss-Obmann soll für Pachtvergabe Geld verlangt haben / Angeklagter bestreitet alles

Das Vergehen der „Vorteilsnahme“ wirft die Staatsanwaltschaft dem 52-jährigen Obmann eines Jagdausschusses im Bezirk Krems vor. Er soll im November 2017 von Jagdpächtern für die Verlängerung ihres Vertrages persönlich finanzielle Zuwendungen verlangt haben. Was zwei Zeugen bestätigten, bestreitet der Beschuldigte vehement. Er spricht von einer „Revanche“ der Jäger wegen seiner Kritik an ihrer Unzuverlässigkeit. Die Verhandlung vom Mittwoch wurde vertagt.

Die Richterin wollte wissen, ob es vor der Anzeige einen Konflikt gegeben habe. Da stimmten Angeklagter und Zeugen zu. Doch die Schuld dafür sieht jeder auf der anderen Seite.

Vorwürfe

„Der Hauptpächter war nie erreichbar, wenn man etwas gebraucht hat. Er hat drei Mal die Handynummer geändert. Ständig sind neue Jäger im Revier herumgelaufen, die wir nicht gekannt haben“, erzählt der Beschuldigte. 30 verschiedene Jäger sollen über die neunjährige Dauer der Pacht im Revier unterwegs gewesen sein.

„Wir haben uns erkundigt: Es geht den Obmann nichts an, wen wir jagen lassen“, argumentiert einer der Jagdpächter. Der Obmann habe versucht, durch Lügen einen Keil zwischen Pächter zu treiben und sie bei anderen Jägern schlecht gemacht. Deshalb habe man auch einige Gespräche mit ihm auf einem Handy aufgenommen. Nicht allerdings die entscheidenden mit zwei Pächtern im Jahr 2017, bei denen der Angeklagte gesagt haben soll: „Ihr könnt die Jagd 2018 bereits fixieren, aber ich kann euch nicht immer alles umsonst machen, da muss von euch schon etwas kommen.“ Dabei soll er Daumen und Zeigefinger aneinander gerieben haben.

„Ich war entrüstet, weil wir ihm jede Arbeit, jede Stange Holz und das Futter bezahlt haben, ohne über den Preis zu verhandeln“, betont einer der Pächter. Warum er den Vorfall erst ein Jahr später angezeigt habe? „Weil seine Aktionen dann nicht mehr auszuhalten waren“, antwortet der Jäger.

Zu diesem Zeitpunkt sei man bereits entschlossen gewesen, die Jagd nicht mehr zu pachten. „Wir haben das niemandem gesagt, weil wir gefürchtet haben, dass die Bauern von scheidenden Pächtern mehr Ersatz für Wildschaden verlangen als zuvor, weil wir immer ein gutes Einvernehmen gesucht haben“, ergänzt der ehemalige Pächter.

„Ich kann über die Vergabe der Jagd gar nicht entscheiden. Da stimmt der Ausschuss mit sieben Mitgliedern ab“, beteuert der Ausschussobmann. Außerdem könnten die inzwischen neuen Jagdpächter bezeugen, dass er privat nie Geld verlangt habe. Einige von ihnen sollen beim nächsten Verhandlungstermin aussagen.

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