Keiner entwischte beim Häf’n-Umzug


So viele Uniformierte wie gestern, sah man in Korneuburg bisher selten. Beamte mehrerer Justizanstalten aus Wien und Niederösterreich verstärkt durch Kräfte der Einsatzeinheit der Polizei übersiedelten die derzeit 154 Insassen der alten Justizanstalt Korneuburg am Hauptplatz 18 in den nagelneuen „ Häf’n“ außerhalb des Zentrums, dessen Anschrift jetzt Landesgerichtsplatz 1 lautet.

Um keinerlei Risiko einzugehen, wurden die 76 Untersuchungshäftlinge, 75 Strafgefangenen und drei Häftlinge, die wegen Verwaltungsübertretungen einsitzen, in Gruppen zu je drei Mann mit Bussen in ihr neues Quartier gebracht.
An allen Kreuzungen, die passiert werden mussten, standen Polizisten, damit die Häftlingstransporte zügig abgewickelt werden konnten.
Etwa 20 Häftlinge mussten die kurze Reise mit Handschellen antreten. Drei Hochrisiko-Häftlinge wurden unter strengsten Vorkehrungen einzeln umgesiedelt. Da der Strafvollzug inzwischen den Häftlingen das Tragen von Privatkleidung sowie den Besitz zahlreicher privater Gegenstände erlaubt, wurde deren Hab und Gut in Umzugskartons gleich mitgenommen.
„Ein dem Gesetz entsprechender Strafvollzug war im alten Haus nicht mehr gewährleistet. Als feststand, dass das Landesgericht neu errichtet wird, wurde bald danach beschlossen, auch das Gefangenenhaus aus dem Zentrum der Stadt hinaus zu verlagern“, berichtet Oberst Wolfgang Turner, der Leiter der Justizanstalt Korneuburg. Die neue Justizanstalt ist jetzt über einen unterirdisch angelegten Gang mit dem Landesgericht verbunden, von dem aus direkt die Verhandlungssäle erreicht werden können. Damit gehört das Zusammentreffen von Prozessbeteiligten, wie Zeugen mit den Anklagten, vor den jeweiligen Verhandlungssälen der Vergangenheit an.
Ebenso der Vergangenheit gehören die Sechs-Mann-Zellen an. Die neuen Hafträume sind nur noch für ein bis zwei Häftlinge ausgelegt.
Oberst Turner: „Die neue Justizanstalt ist wesentlich größer, übersichtlicher und gewährleistet einen ordentlichen Strafvollzug.“
Das Haus wurde in Niedrigenergie-Bauweise errichtet und verfügt über hochmoderne Werkstätten, einen Sportplatz, der auch als Spazierhof dient sowie über zwei Küchen, eine fürs Personal, eine für die „Gäste“.
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