Joesi Prokopetz: „Ich bin ein großer Raunzer“

Ein Foto mit seiner Frau und eine geschenkte Figur gehören zu Prokopetz' Lieblingsstücken daheim
Am 29. März startet die 31. Ybbsiade. Intendant Joesi Prokopetz im Gespräch über Comedians, Selbstmitleid und Inspiration.

„Wer ,Übbs‘ sagt, zahlt einen Liter“, erklärt der Intendant der Ybbsiade, Joesi Prokopetz und lacht. Der Kabarettist, Musiker und Autor blickt auf eine jahrzehntelange Karriere zurück. Im KURIER-Interview verrät er, was er noch erreichen will und welchen Berufswunsch er als Kind hatte.

KURIER: Sie sind seit 2015 Intendant der Ybbsiade. Wie haben Sie ihr Ihren Stempel aufgedrückt?

Joesi Prokopetz: Meine Liebe bei der Ybbsiade gilt in erster Linie der wirklichen Kleinkunst. Ich versuche ein wenig Kulturpolitik zu machen und nicht nur die ganz bekannten Schenkelklopfer und Bruhaha-Kabarettisten oder Komiker zu haben. Oder Comedians. Wenn ich Comedian hör’, wird mir schon schlecht. Was die von sich geben, ist oft sinnleer und geistlos. Aber das kommt an, das muss ich bringen. Ich versuche aber die Leute dazu zu bringen, sich auch jemanden jenseits der „Hahaha- und Villacher-Fasching-Witze“ anzusehen. Werner Brix etwa, der wirklich gute Sachen macht, witzig mit Hirn. Oder Nicole Jäger. Wir haben den Supancic, den Thomas Strobl. Im Gegenzug versuche ich auch die großen Namen zu kriegen. Wir haben die ganze Hautevolee da gehabt. Josef Hader, Monika Gruber, Viktor Gernot. Aber ich wünschte mir, dass die Menschen wieder ihr Kulturbedürfnis entdecken.

Joesi Prokopetz: „Ich bin ein  großer Raunzer“

Auch ein Buch über Urlaubsfreude und -leid hat er mit Fritz Schindlecker geschrieben

Auf was darf sich das Publikum also freuen?

Auf einen Musikschwerpunkt und Lachen mit Kopf, Herz und Zwerchfell. Ich versuche es auch musikalisch. Wir haben die 5/8erl in Ehr’n. Die Conchita und Cesar Sampson am Schluss. Das gibt es weltweit nur ein Mal. Es haben noch immer alle gesagt, super Programm. Das ist natürlich für die Intendanz eine Freude.

Wie wählen Sie die Künstler aus?

Da spielt eine Rolle: Welche waren schon da, wie lang war einer ned da. Als was ich mich nicht sehe, ist als Nachwuchsförderer. Da gibt es kleinere und für die Künstler bessere Sachen. Das heißt nicht, dass wir Junge, die quasi vorm Absprung stehen, nicht engagieren. Aber weil es oft heißt, man muss einen Nachwuchswettbewerb machen: Das interessiert ja wirklich niemanden, außer die Eltern der Betreffenden.

Vier Fragen an Prokopetz

Wie steht es ums Kulturland NÖ?

Ich finde Erwin Pröll – man kann von ihm oder der Partei halten was man will – hat eine kulturelle Infrastruktur geschaffen, die sonst kein Bundesland hat. Zum Beispiel die Bühnenwirtshäuser. Die gibt es nur in Niederösterreich. Das Bundesland ist gewissermaßen durch das Sommertheater auch ein Epizentrum der populären Kultur.

Gibt es etwas, das Sie noch gerne erreichen würden?

Es ist offenbar so gut wie unmöglich, dass irgendjemand ein ganzes Programm von mir aufzeichnet. Oder einen Kabarettpreis hab ich nie bekommen. Ich weiß ned, da steh ich nicht auf der Liste. Ein bissl denkt man sich schon, wieso ist das so? Ich bin 40 Jahre in diesem Beruf und erledige den doch eigentlich erfolgreich und interessiere ned einmal für ein Gespräch im Kulturmontag? Da denk ich mir, eigentlich hätte ich mir das verdient. Das wär noch so ein Ziel. Vielleicht, wenn ich 70 bin. Das ist aber Raunzen auf hohem Niveau. Aber ohne raunzen hält man es ned aus. Ich habe große Freude am Raunzen und grantig sein. Und am Selbstmitleid.

Joesi Prokopetz: „Ich bin ein  großer Raunzer“

Das WC ziert ein Plattencover von Caterina Valente

Sie sind derzeit mit ihrem 25. Programm auf Tour. Wie holen Sie sich Inspiration?

Ja, das weiß ich nicht. Mir fällt das ein. Ich bin natürlich aufmerksam. Mein Thema ist der Alltag, die Erbärmlichkeit unseres Seins. Da ist Beobachtung wichtig. Da hab ich einmal zwei belauscht. Sagt der eine: „Wie breit ist der Äquator?“ Und der andere sagt. „Ich weiß ned, aber vierspurig wird er schon sein.“ Das sind dann schon gute Sachen, die einem sonst ned einfallen.

Und wie sieht dann Ihr Arbeitsalltag aus?

Ich mache eigentlich nichts (lacht). Es ist so, dass mich eine Idee so lange belästigt, bis sie einen inneren Druck erzeugt, der sich dann durch das Ventil des Aufschreibens entlädt. Dann sitz’ ich halt da und schreib. Meist in der Nacht. Das Tageslicht ist meiner Kreativität nicht zuträglich. So glaube ich. Aber in Wahrheit: Entweder es fällt einem etwas ein, oder nicht.

Sie sind 16 Jahre mit Ihrer Frau Karin zusammen, drei davon verheiratet. Wie ist die Bilanz?

Unsere ganze Beziehung ist hervorragend. Meine Frau ist eine große Inspiration für mich, für witzige Geschichten im Alltag, die sie unbewusst, durch ihr Sein hervorbringt. Und eine wichtige Kritikerin. Natürlich verändert sich etwas. Aber die Basis des Vertrauens, die Loyalität, der grundsätzlichen Liebe, die ist unverändert.

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