Im Fall Kührer laufen Telefone heiß

Eine blaue Stoffdecke ist der letzte Strohhalm der Ermittler, um das Rätsel rund um den Tod Julia Kührers noch zu lösen. Denn in so eine Decke wurde die Leiche der fünf Jahre lang vermissten Julia Kührer aus Pulkau (NÖ) eingewickelt. Das Bundeskriminalamt (BK) forscht (wie berichtet) seit Tagen nach allen 276 Käufern der Decke, die mittels Kundenkarte bei der Großhandelsfirma Hausmann erworben wurde.
50 Anrufe am 1. Tag

Seit Dienstagfrüh laufen die Telefone im BK heiß. An die 50 Personen haben sich bereits bei den Ermittlern gemeldet und angegeben, einer der gesuchten Käufer zu sein. „Bis jetzt war aber noch niemand dabei, der die Decke vermisst", sagt einer der Ermittler. Die Kriminalisten des „Cold Case Managements" hoffen, dass unter den vielen Anrufern irgendwann der entscheidende Hinweis steckt. Besonders interessiert die Kriminalisten, ob zwischen einem der Käufer und dem Tatverdächtigen Michael K. eine Verbindung hergestellt werden kann.
In Pulkau, wo Kührer verschwand, sind sich die meisten Bewohner sicher, dass der Verdächtige „zumindest irgendetwas" mit dem Tod Julia zu tun haben könnte. „Bei uns glaubt jeder, dass er es war", sagt eine Frau, die es mit Namen nicht an die Öffentlichkeit drängt. „Obwohl er nicht verurteilt ist: Ich würd` ihm gleich fünf Jahre ohne Verhandlung geben", schimpft ein Mann aus der Umgebung. Was will der Mensch da bei uns?"
Fundort der Leiche
Seit einigen Tagen steht auch das Tor zu K.s Haus in Dietmannsdorf offen, in dem Julias Leiche in einem Erdkeller gefunden wurde. „Gesehen haben wir ihn bis jetzt nicht und wir hoffen, dass er nicht wieder kommt", sagen Nachbarn. Dass K. das Haus vermieten will, stößt im Heimatort von Julia Kührer auf große Skepsis. „Wer will schon in einem Haus leben, in dem eine Leiche gefunden wurde?", fragt Christine Lipp aus Pulkau. „Es ist sein Grundstück", sagt ein anderer Pulkauer. „Der K. kann damit machen was er will. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass er sich dort nicht mehr wohlfühlt."
Dass der Fall Julia Kührer jetzt mithilfe der Käufer einer blauen Decke geklärt werden könnte, stößt bei den Pulkauern teilweise auf Skepsis. Auch wenn die Erwartungen in die blaue Decke überschaubar sind – sie ist das Einzige, das in den Menschen Hoffnung aufkeimen lässt. „Wir alle wollen, dass der Täter endlich überführt wird, natürlich für Julias Eltern. Aber was glauben Sie, was das für ein Gefühl ist, dass der vielleicht hier bei uns noch herumläuft?"
Das Bundeskriminalamt ersucht jedenfalls um sachdienliche Hinweise zum Fall Kührer, besonders in Bezug auf die blaue Baumwolldecke der Marke „Borbo": 01/24836/85025.
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