Heim für junge Flüchtlinge: Missbrauchsvorwürfe gegen Mitarbeiterin

FLÜCHTLINGSQUARTIER IN WIEN-MARGARETEN
Den Vorwürfen soll eineinhalb Jahre lang nicht nachgegangen worden sein. Nach Bekanntwerden reagierte Behörde.

Schwere Vorwürfe werden gegen eine Mitarbeiterin, aber auch gegen die Leitung einer Betreuungseinrichtung im südlichen Niederösterreich laut. In der Wohngruppe, in der vor allem unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge untergebracht sind, soll eine Angestellte einen 13-Jährigen sexuell missbraucht haben, wie die Bezirksblätter berichten.

Die Vorwürfe sollen bereits seit 2017 im Raum stehen, die Heimleitung habe aber nicht gehandelt, heißt es. Erst vor kurzem seien schließlich doch die Behörden informiert worden. Das Landeskriminalamt NÖ Ermittlungen aufgenommen.

Im Büro des zuständigen Landesrates Gottfried Waldhäusl (FPÖ) werden Ermittlungen bestätigt. Waldhäusl habe sofort nach Bekanntwerden der Vorwürfe veranlasst, die dort wohnhaften neun Jugendlichen verlegen zu lassen. Zudem gebe es ein Kontaktverbot zwischen der Frau und dem Jugendlichen. Mehr will man in seinem Büro mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht sagen.

Sowohl die Mitarbeiterin als auch die pädagogische Leitung wurden dienstfrei gestellt, hieß es Mittwochnachmittag in einer Stellungnahme der Betreuungsorganisation. "In einer internen Revision werden wir jetzt weitere Maßnahmen und Konsequenzen prüfen", heißt es.

Unangemessene Beziehung

Ende Dezember 2017 wollen Zeugen - sowohl Mitarbeiter als auch andere unbegleitete minderjährige Bewohner - sexuelle Grenzüberschreitungen beobachtet haben. Auch Liebesbotschaften habe es am Handy der Mitarbeiterin gegeben.

Die Heimleitung konfrontierte die Frau damit. Sie soll zugegeben haben, dass es sich um eine mehr als professionelle Beziehung gehandelt habe. Sexuelle Handlungen schloss sie aber aus. Es habe sich um mütterliche Gefühle gehandelt.

Daraufhin hätte die Heimleitung die Vorwürfe nicht weiter verfolgt, heißt es. In der Folge sei es jedoch zu Unstimmigkeiten und im Team gekommen. Auch von Mobbing ist die Rede.

Verpflichtende Meldung verabsäumt

Mit Bekanntwerden der Vorwürfe hat auch die Betreuungsorganisation reagiert. Man sei erschüttert und bedauere sehr, dass Mitarbeiterinnen sowohl die internen als auch die Richtlinien der Kinder- und Jugendhilfe bei Kindeswohlgefährdung missachtet haben, teilt eine Sprecherin dem KURIER mit.

Sie betont, dass die pädagogische Leitung innerhalb der Wohngemeinschaft sofort nach Auftauchen der Verdachtsmomente Maßnahmen zur Aufklärung ergriffen habe. Allerdings: "Sie hat aber die in solchen Fällen verpflichtende Meldung an die Kinder- und Jugendhilfe sowie an die interne Qualitätssicherung verabsäumt. Das ist untragbar."

Das Quartier wird es künftig jedenfalls nicht mehr geben. Wie bereits seit Monaten geplant und mit der Grundversorgung abgesprochen, werde die WG mit Ende dieser Woche aufgelöst, so die Sprecherin.

"Wir unterstützen die Untersuchungen voll und ganz, um eine restlose Aufklärung der Situation zu ermöglichen."

 

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