Hausleiten: Pfarrer quittiert Dienst

Er wollte keinen medialen Wirbel. Deshalb ging der Pfarrer von Hausleiten nach der Verkündigung seines Rücktrittes auf Tauchstation. Zweisamkeit und Partnerschaft statt einsamer Nächte im Pfarrhof. Über Jahre hat der 49-jährige Pfarrer Peter Janousek aus Hausleiten (Niederösterreich) mit sich gehadert, ob der Zölibat die richtige Lebensform für ihn ist. Jetzt hat das Gezerre ein Ende. Nach fast zweieinhalb Jahrzehnten Dienst in und an der Kirche quittiert der Gottesmann mit Jahresende seinen Dienst und kehrt der Amtskirche den Rücken zu.
„Ich gratuliere Ihnen, Herr Pfarrer, zu dem Mut und wünsche Ihnen alles Gute“, sagt die Frau, die mit ihrem Hund am Pfarrhof vorbeigeht. Die Gratulantenschar reißt nicht ab. Trotz des Überraschungseffektes (der Pfarrer verkündigte seinen Rücktritt in der Sonntagsmesse) gibt es nur wenige im Ort, die sich getäuscht fühlen oder gekränkt sind. „Die Reaktionen sind großteils positiv. Es war noch keiner dabei, der mich beschimpft hat“, sagt der 49-Jährige, der dabei die Mundwinkel zu einem Schmunzeln hochzieht.
Zerrissenheit
Die vergangenen Jahre waren für den Pfarrer von Zerrissenheit geprägt. Eine Zerrissenheit, die schon begann, als er noch Jugendseelsorger im Vikariat unter dem Wienerwald (Industrieviertel) war. „Es war eine Phase, in der ich gemerkt habe, dass mir der partnerschaftliche Teil im Leben sehr stark abgeht“, sagt Janousek. Er überwand die „Lebenskrise“ und wurde Pfarrer von Haus-leiten. Doch vor knapp drei Jahren tauchte die Sinnkrise wieder auf. „Ich habe ganz konkret bemerkt, dass mir eine Partnerschaft fehlt“, sagt der Geistliche. Schließlich entschloss er sich zu dem Schritt nach vorne ins Privatleben.
Der Pfarrer-Initiative will er trotz seines Austritts nicht beitreten. „Die Initiative spricht vieles aus, was in der Kirche wichtig ist. Aber die Form mit den Forderungen hat mir nicht gefallen“, sagt der (Noch-)Pfarrer. Er hätte es, wie so oft, anders angepackt.
„Meine Formulierung würde lauten: Wir träumen davon, dass wir diese und jene Ziele erreichen“, sagt Janousek. Zum Zölibat meint er lapidar: „Es ist ein mensch¬liches Problem. Aber die Amtskirche bemerkt nicht, wie sehr sie über die Menschen drüberfährt. Das sind Dinge, wo man etwas weiterbringen muss.“
Gehütetes Geheimnis
Über sein eigenes neues Privatleben spricht der scheidende Pfarrer nicht so gerne. Viele Schritte müsse er noch im Detail mit seiner künftigen Lebenspartnerin abklären. Man werde in eine kleine Stadt im südlichen Niederösterreich ziehen. Aber bis es soweit ist, hat er noch viel in der Kirchengemeinde zu erledigen. „Das ist wie bei der Trauerarbeit. Wir sind jetzt in der Abschiedsphase.“ Und er wolle jedenfalls dafür sorgen, dass die kirchliche Gemeinschaft, die rund um ihn in den vergangenen Jahren in Hausleiten entstanden ist, auch stürmische Zeiten überdauert. Für den Fall, dass der Zölibat jemals fallen wird, weiß Janousek schon jetzt: „Die Ehe ist in diesem Beruf eine große Herausforderung.“
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