Mit museumsreifen Jeep auf Verbrecherjagd unterwegs

Mit einer Pistole bewaffnet stürmte Ende Februar ein Räuber die Zielpunkt-Filiale im burgenländischen Kittsee. Er fuchtelte wild mit der Waffe vor der Angestellten herum und flüchtete mit 800 Euro Bargeld. Ein aufmerksamer Zeuge notierte das Kennzeichen des slowakischen Pkw.
Das sind die Momente in denen im Polizei-Kooperationszentrum Jarovce direkt an der österreichisch-slowakischen Grenze die Alarmglocken schrillen. 15 österreichische und 10 slowakische Beamte versehen hier seit 2003 gemeinsam Dienst. An sieben Tagen in der Woche, 24 Stunden pro Tag. „30 Minuten nach dem Überfall haben wir den Täter in Petržalka verhaftet“, schildert Postenkommandant Gerhard Schödinger. Früher war er in der Zollwache am Grenzübergang Berg tätig. Dann schlug er die Polizei-Laufbahn ein, der Grenze blieb er treu. Seit vier Jahren leitet er das Polizei-Kooperationszentrum.
Neben „Guten Tag“ wird hier auch mit „Dobrý deň“ gegrüßt. „Unsere Polizisten sprechen alle slowakisch“, schildert Schödinger. Das ist auch notwendig, spätestens bei den gemeinsamen Streifen.
Die Zwei im Jeep
Christian Coklits und Marek Gregus patrouillieren heute im Grenzgebiet. „Zehn Kilometer östlich und westlich der Staatsgrenze“, erklären sie. Soweit lässt es der derzeit gültige Polizeikooperationsvertrag zwischen Österreich und der Slowakei zu. Er soll schon bald auf die Grenzbezirke ausgeweitet werden. Dass der altersschwach anmutende Geländewagen heutzutage besser ins Museum passen würde, stört nicht. „Für unsere Zwecke reicht der vollkommen“, heißt es.
Tatsächlich gilt Jarovce als Kommandozentrale. „Wir koordinieren die Einsätze, die Kollegen auf der Straße erledigen den Rest“, sagt Schödinger. Das sei auch das Erfolgsrezept. „Dank der Kooperation mit der Slowakei hat sich die Polizeiarbeit vereinfacht“. So können Kennzeichen innerhalb weniger Minuten abgefragt werden, ebenso Personendaten. Was auch nach dem Raub auf den Supermarkt in Kittsee zur Verhaftung geführt hat. Rund 5800 Anfragen bearbeiten die Polizisten pro Jahr. Früher war es anders. „Es hat teilweise absurde Spießrutenläufe gegeben. Wir haben Anfragen an Interpol gestellt und dann hieß es warten. Der Rekord liegt bei sechs Monaten“, sagt Schödinger.
Salutierende Diebe
Dass die FPÖ nach wie vor die Wiedereinführung von Grenzkontrollen fordert, wird in Jarovce tendenziell skeptisch gesehen. „Kriminelle haben kein Mascherl um und salutieren nicht vor den Grenzbeamten“, sagt Schödinger. Aber bei der Rückreise könnte man doch das Diebesgut sicherstellen? „Na ja“, sagt er. Die Täter verschicken ihre Beute oft per Post in die Heimat. Dass das subjektive Sicherheitsgefühl durch Grenzkontrollen steigt, mag stimmen. „In der Realität bringen sie aber wenig“, so Schödinger.
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