Greißler mit Leidenschaft und Herz

Mit der großen Konkurrenz im Rücken ist eine Greißlerei finanziell zunehmend eine Herausforderung. "Mit den Großkonzernen kann man einfach nicht mithalten", sagt Christian Meister. Klein beigeben ist im Wortschatz des 38-jährigen Weinviertlers trotzdem nicht vorhanden.
Um auf sein Geschäft in Würnitz aufmerksam zu machen, hat er im Vorjahr eine Petition gestartet. Gemeinsam mit einem Freund hat er Flyer verteilt und Unterschriften gesammelt. "Ich wollte damit wieder ein Bewusstsein für die kleinen Greißlereien schaffen", sagt der 38-Jährige. Und natürlich für sich selbst.
Erfahrung
Vor knapp sechs Jahren hat Meister das Lokal übernommen. Trotz seines jungen Alters hat der gelernte Verkäufer schon mehrere Jobwechsel hinter sich und dabei Erfahrungen gesammelt. "Mich hat es aber immer wieder in den Verkauf gezogen." Die derzeitige Tätigkeit betreibt er deshalb auch mit Leidenschaft und Herz.
Sein Einsatz kommt bei den Kunden an. Zwischen 150 und 200 Stammkunden hat er mittlerweile im Ort. "Von denen bekomme ich dann wieder viel positive Energie zurück." Auf die Kundenwünsche nimmt Meister gleich in mehrfacher Hinsicht Rücksicht. Einerseits bietet er jede Woche ein abwechslungsreiches Sortiment.
Die Grundnahrungsmittel bleiben zwar immer gleich, bei den Waren Wurst, Käse oder Obst wird jedoch regelmäßig variiert. "Die Kunden sollen das Angebot schließlich nicht satt haben." Zudem werden auch Produkte von regionalen Produzenten, wie Winzern oder Bauern, angeboten. Einmal im Monat gibt es frischen Fisch zu kaufen. Und Produkte, die er nicht im Sortiment führt, besorgt er bei Bedarf auf seiner wöchentlichen Einkaufstour.
Hauszustellungen
Andererseits bietet er aber auch Hauszustellungen sowie einen Partyservice an. "Vor allem unsere gefüllten Riesenbrezel sind ein Renner." Damit das Geschäft am Puls der Zeit bleibt, wurde kräftig renoviert. Kühlvitrine und Feinkost wurden erneuert.
Derzeit arbeitet Meister kostendeckend, wie er selbst sagt. "Bis zum 40. Geburtstag gebe ich mir jetzt noch Zeit", erklärt der Kaufmann. Zwei Jahre, die letztlich auch von den Kunden abhängig sein werden.
Schon beim Betreten des Verkaufsraums merkt man die Herzlichkeit. Ein "Grüß Gott" flattert dem Stammkunden entgegen und Trafikantin Doris hat auch gleich die richtige Zeitung parat. "Meine Frau merkt sich alles. Sie weiß, welche Zeitung die Kundschaft liest und welche Zigaretten sie raucht. Sie kennt die Ex-Frauen und die zukünftigen Schwiegertöchter", lacht Inhaber Erwin Gaschl. Schon seit 1997 besteht die Trafik, sie wird vom Ehepaar Gaschl in Eigenregie liebevoll betreut.
"Der Kontakt zu den Menschen" sei das Schöne am Beruf, erzählt der 57-Jährige. Auch pädagogische Maßnahmen habe er schon des Öfteren ergriffen: "Die Jungen können heute oft nicht mehr grüßen. Bei uns haben sie gelernt, dass sie erst nach dem Grüßen bedient werden."
Eine außergewöhnlich breite Produktpalette finden Tabak-Liebhaber vor: Von "normalen" Zigaretten angefangen, über Shisha (Wasserpfeifen) bis hin zu E-Zigaretten gibt es hier alles. Zusätzlich zu den gängigen Brieflosen und Lottoscheinen können auch Fußballwetten platziert werden. Weiters kann man Thermen- und Casinogutscheine erwerben. Auch erhältlich: kühle Getränke, Geldbörsen, Taschenbücher, Lesebrillen.
Vom ursprünglichen Kerngeschäft ist nicht viel geblieben: Als Walter Stangls Großvater 1938 den Betrieb gründete, stand der Handel mit Kohlen im Mittelpunkt. "Davon verkaufen wir mittlerweile nur mehr wenig", erklärt Stangl, der den Betrieb in dritter Generation führt. Heizöl hat die Kohle abgelöst, Holz und Pellets wiederum verdrängen das Öl. Daneben betreibt Stangl eine Tankstelle mit Bedienung und eine Waschanlage – keine 200 Meter Luftlinie vom Traiskirchner Hauptplatz entfernt.
"Mein Vater hat 1968 mit Diesel angefangen, weil wir für unsere Lieferwagen ja ohnehin eine Zapfsäule gebraucht haben", erinnert sich Stangl. Vor allem Firmen zählt er zu seinen Kunden. "Ich schätze 95 Prozent der Leute, die zu uns kommen, sind Stammkunden", sagt Stangl.
Acht Angestellte hat Stangl mittlerweile. Zurücklehnen kann und will er sich trotzdem nicht. Er weiß um das Rezept, mit dem die Firma schon in dritter Generation besteht: Kundennähe und "fleißig sein und zwar als Selbständiger selbst und ständig". Und Modernisierung: In Kürze will man nicht mehr nur bis 17 sondern bis 22 Uhr offen halten. Ohne Mehrbelastung für die Belegschaft. "Am Abend einfach mit Selbstbedienung", erklärt Stangl.
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