Fliegender Wechsel im Rathaus
Angeblich spielt die FPÖ – sie ist der Koalitionspartner der SPÖ in Gänserndorf – mit: Bürgermeister Robert Michl (SPÖ) legt heute offiziell sein Amt zurück. Als seinen Nachfolger haben die Sozialdemokraten Stadtrat Kurt Burghardt in Stellung gebracht. „Die FPÖ ist damit einverstanden“, versicherte ein SPÖ-Insider.
Vergangene Nacht tagte intensiv die Gänserndorfer SP-Fraktion, um sich für die weitere Entwicklung im Gänserndorfer Rathaus taktisch zu rüsten. Danach war in Erfahrung zu bringen, dass noch einer geht. Dieser Abgang ist jedoch seit langem geplant: SPÖ-Urgestein, Finanzstadtrat Ernst Escher zieht sich ins Privatleben zurück. Ihm folgt Gemeinderat Christian Worlicek nach.
Der Abgang von Robert Michl kommt einerseits überraschend, andererseits wieder auch nicht. Michl war seinerzeit der Nachfolger von SPÖ-Bürgermeisterin Annemarie Burghardt. Sie ist die Mutter von Kurt Burghardt, der jetzt wiederum Michl nachfolgen soll.
Die SPÖ verlor bei der Gemeinderatswahl am 14. März 2010 ihre absolute Mehrheit. Am 9. April 2010 legte Annemarie Burghardt ihr Amt zurück und Michl wurde mit Hilfe der FPÖ zum Bürgermeister der Bezirkshauptstadt gewählt.
Michl war seinerzeit als Bürgermeisterkandidat umstritten: Etliche Sozialdemokraten störte es massiv, dass Michl jahrelang aktives Mitglied der FPÖ war bevor er wieder in den Schoß der SPÖ zurückkehrte.
Obwohl das Amt des Bürgermeisters von Gänserndorf eine Vollzeitbeschäftigung darstellt, begann Michl neben seiner Tätigkeit als Beamter in Wien auch noch mit einem Studium. „Er hat sich mehrfach übernommen“, kommentiert einer seiner Parteifreunde die jüngste Entwicklung.
Und: Michl hat sich so gut wie alle Rathausmitarbeiter zum Feind gemacht. Der Grund: Michl war ein verbissener Verfechter des so genannten „E-Governments“. Digitale Informations- und Kommunikationstechniken sollten seiner Ansicht nach Einzug ins Rathaus erhalten.
So gut wie alle Rathausmitarbeiter wären davon betroffen gewesen, hätten Umschulungen in Kauf nehmen müssen, beziehungsweise angestammte Positionen verlassen müssen. Dazu kommt es jetzt vorläufig wohl nicht mehr.
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