Fall Kendler: 400 Leute bei der Suchaktion

Eine Gruppe von Feuerwehrleuten in Regenkleidung steht im Freien.
Vermisstenfall Kendler: Über Facebook wurde die Großaktion gestartet. Weiterhin keine Spur von 18-Jährigem. Die Kripo ist auf Faktensuche.

Das mysteriöse Verschwinden des 18-jährigen Zimmermanns Franz Kendler nach dem „Mairock“-Fest am Pfingstwochenende in Wilhelmsburg bei St. Pölten berührt die Menschen. Hunderte bekundeten gestern in einer einzigartigen Aktion ihre Solidarität mit der geschockten Familie und den Freunden Kendlers. Einem Aufruf über Facebook zur Suche nach ihm folgten rund 400 Freiwillige.

Suchaktionen von Feuerwehren, Rettungshundestaffeln, Leichenspürhunden und Polizei brachten bis Mitte der Woche kein Ergebnis. Der als vernünftig und verlässlich beschriebene Kendler hatte Sonntagfrüh noch SMS-Kontakt mit einer Freundin. Sein Handy konnte dann nachträglich bis zum Nachmittag des Pfingstmontags im drei Kilometer von Wilhelmsburg entfernten Ganzendorf geortet werden.

„Wie vom Erdboden verschluckt“, grübeln Polizisten. Sie schließen weiterhin einen Unfall oder einen Suizid nicht aus. Doch dass hinter dem Verschwinden des Burschen ein krimineller Hintergrund steckt, wird immer wahrscheinlicher. Fahnder des NÖ Landeskriminalamts sind längst mit dem Fall befasst.

Großeinsatz

Porträt eines jungen Mannes mit braunen Haaren und hellen Augen.

„Es ist beeindruckend, wie sich die Leute engagieren“, lobte der St. Pöltener Andreas Bucher. Er hatte über Facebook die gestrige Aktion gestartet und auch geleitet. Trotz des Regens kamen die Helfer in Scharen nach Wilhemsburg. „An die 400 dürften da sein“, schätzte Bucher. Leute aus Melk oder Pöchlarn, aber vor allem aus Kendlers Heimat Rohrbach/Gölsen marschierten in Gruppen in allen Himmelsrichtungen aus. Mitten drinnen die verzweifelten Eltern, Christine und Franz Kendler. Eine Woche Bangen und rastlose Suche ist ihnen anzusehen. Doch auch der gestrige Großeinsatz bringt keine Klärung. Kurz flackert Hoffnung auf, als ein Handy oder ein Pullover gefunden wird – doch nichts davon gehört Franz.

„Wir haben das Traisenufer bis zur Landesregierung in St. Pölten abgesucht. Nichts“, berichtete Bucher. Auch in südlicher Richtung wurden Flussufer, Straßen- und Bahnböschungen bis Rohrbach systematisch abgegangen. Ein Gebiet im Durchmesser von 50 Kilometer durchkämmten die Freiwilligen. „Es gibt keine brauchbaren Spuren“, so die Bilanz Buchers und eines Polizeibeamter in Wilhelmsburg.

„Ohne konkrete Hinweise sind solche Suchen problematisch. Wir sammeln weiter Fakten. Wo genau hat er sich aufgehalten, wie war sein Zustandsbild“, erklärt Franz Steinböck vom LKA.

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