Ein Leben über den Wolken

Drei Personen stehen vor einem Segelflugzeug und tragen Sonnenbrillen.
Fanni Pajers Weg von der Flugbegleiterin zur Piloten-Ausbilderin.

Wenn du auf einer Graspiste landest, benötigst du eine längere Landebahn. Das muss dir bei deinen Berechnungen klar sein," erklärt Fanni Pajer ihrem Flugschüler. Fanni ist eine der wenigen Flugausbilderinnen in Österreich. Aufgewachsen ist die gebürtige Deutsch-Ungarin direkt neben dem Flughafen: "Kein Wunder also, dass es mich in diese Richtung verschlagen hat. Auch wenn ich mir das nie gedacht hätte." Ursprünglich wollte Pajer Journalismus studieren. Nachdem sie die Aufnahme verpasste, kam die spontane Idee vorübergehend ein Jahr als Flugbegleiterin zu arbeiten. Aus dem einen Jahr wurden dann insgesamt acht.

Pajer war begeistert, neugierig und interessiert. Sie wollte alles über das Fliegen erfahren. Also zog die Alleinerziehende Mutter mit ihrer fünfjährigen Tochter für ein Jahr in die USA und absolvierte dort die Lizenz zum Berufspiloten. "Es war schwer, denn ich hatte absolut kein Geld. Aber ich hatte mir das in den Kopf gesetzt."

Zurück in Österreich, sei sie hoch verschuldet gewesen. "Und mein amerikanischer Flugschein wurde nicht akzeptiert." Also musste Fanni via AMS auf Arbeitssuche gehen. Gleichzeitig machte sie erneut Prüfungen, bis ihre Fluglizenz auch in Österreich anerkannt wurde.

2008 bekam sie endlich einen fixen Job, nämlich als Fluglehrerin in der "Aviation Academy Austria". Mittlerweile leitet die 37-Jährige die gesamte Abteilung in Wiener Neustadt. "Ich liebe meinen Job, denn ich kann Menschen einen Traum erfüllen, indem ich ihnen das Fliegen lehre." Voller Elan schreitet sie voran. Eine Powerfrau, die ihre Leidenschaft – das Fliegen – jeden Tag lebt.

Bestimmt und konsequent, aber mit viel Herz und Spaß unterrichtet sie ihre Jungpiloten. "Unsere Flugschule ist die größte Österreichs. Wir bilden nur Berufspiloten aus", berichtet sie. Sobald es ums Fliegen und die Sicherheit geht wird 100 Prozent verlangt: "Man darf sich nichts erlauben. Das höchste Maß an Konzentration und Professionalität ist gefordert", erklärt Pajer.

Flugvorbereitung

Mindestens zwei Stunden werden für eine gute Flugvorbereitung benötigt. Flugdaten, Wetter, Route und Koordinaten müssen klar definiert sein. Der erste Alleinflug ist für Ausbildner und Flugschüler ein spannendes Gefühl. Jedoch ist klar: "Wenn wir entscheiden, dass ein Schüler bereit ist, seinen ersten Flug zu starten, haben wir absolutes Vertrauen." Sebastian Koller, einer ihrer Flugschüler, ist überzeugt: "Ohne die entsprechende Leidenschaft investiert man nicht diese Riesensumme in eine Flugausbildung." Er befindet sich in Flugphase drei von fünf. 41 Flugstunden hat er bereits hinter sich. Er legt Pajer seinen ausgearbeiteten Flugplan vor. Leichtes Lampenfieber ist zu spüren, während sie die Route überprüft. Doch die 37-Jährige ist zufrieden. Sebastian darf seinen nächsten Flug starten. "Es ist ein schönes Gefühl, bei den ersten Flügen meiner Schüler dabei zu sein. Ihre Dankbarkeit ist unbezahlbar", erzählt Pajer. Nebenbei fliegt sie auch ab und zu Jets für Privatkunden.

Eine Frau die weiß, was sie will und glücklich ist. "Mit Hund, Kind und Freizeit ist der Beruf ein Traum. Das Schöne ist, dass ich nie das Gefühl habe, arbeiten gehen zu müssen. Bei mir heißt das: Ich geh’ jetzt fliegen", strahlt sie und macht sich auf den Weg zum Flieger.

In der Aviation Academy Austria wird anstrebenden Berufspiloten das Fliegen gelehrt. In Neusiedl wird die Theorie geschult. Und in Wiener Neustadt am Flugfeld geht es dann um die Praxis. 25 Lehrer betreuen derzeit 30 Flugschüler.

Bis zu zwei Jahre dauert die Ausbildung. Die Kosten betragen 69.900 Euro. Bei positiver Absolvierung erhält man die Lizenz zum Berufspiloten und ist zugelassen, Linienmaschinen zu fliegen. Die Anfangsgehälter für Copiloten in Europa liegen derzeit zwischen 1.600 und 3.200 Euro brutto im Monat.

Sara Telek, KURIER

"Wenn Gott gewollte hätte, dass Frauen fliegen, hätte er den Himmel rosa gemacht", lautet ein Spruch der älteren Pilotengeneration. Der Pilotenberuf ist männerdominiert. "Frauen sind einem großen Leistungsdruck ausgesetzt." erzählt Gabriele Metz, Präsidentin des Vereins der Österreichischen Pilotinnen. Neben 1250 Piloten sind in Österreich 42 Pilotinnen beschäftigt.

Das Cover des Buches „Pilotinnen – ein Silberstreif am Horizont“ von Gabriele Metz zeigt ein Flugzeug vor einem Sonnenuntergang.
Subgeschichte zum Pilotentext, das Buchcover von Gabriele Metz

An der Flugschule "Aviation Academy Austria" befinden sich unter 30 Flugschülern zwei Frauen. Der weltweite Anteil an Pilotinnen beträgt maximal fünf Prozent. Über die Anzahl der Flugausbilderinnen in Österreich gibt es keine genaue Daten. Metz vermutet: "Es sind maximal zehn." Mehr Auskunft über Frauen im Cockpit verrät ihr Buch: "Warum ist der Himmel blau? Pilotinnen – ein Silberstreif am Horizont".

Kommentare