Ehemann im Schlaf in den Hals gestochen: 3,5 Jahre Haft
Hat sie vor, zu reagieren heute?“ will Richter Markus Pree wissen. Alzinete G., 40, schweigt. Auch der Portugiesisch-Dolmetscher, ein freundlicher älterer Herr, kann der Brasilianerin nichts entlocken. „Ich habe sie angesprochen, aber sie hat auch auf mich nicht reagiert“, berichtet der Verteidiger. Folge: Ein Mordversuchs-Prozess am Landesgericht St. Pölten.
„Stellen Sie sich vor“, schärft Staatsanwältin Maria Tcholakova den Geschworenen ein, „Sie schlafen im Bett und die Person, mit der Sie Tisch und Bett teilen, sticht ihnen ein Messer mit Klingenlänge 22 Zentimeter in den Hals – bis zum Halswirbel.“ Das hat die 40-Jährige wohl getan, daheim in einem Vierkanthof in Raipoltenbach (Bezirk St. Pölten) am 3. Jänner 2011. Denn da waren sonst nur ihre beiden Kinder, vier und sechs Jahre, im Haus. Und ihre Versionen – vom Einbrecher als Täter bis zur Selbstverletzung ihres Ehemannes – sind abstrus.
Ihr Opfer, der 49-jährige Biobauer Josef G. überlebte durch Glück. „Nachdem ich schlafen gegangen bin, hab’ ich plötzlich einen Schlag und Schmerz gespürt am Hals. Ich hab‘ sie aus dem Schlafzimmer laufen gesehen und Blut ist überall herumgespritzt. “
Er hatte die Brasilianerin auf einer Südamerika-Reise kennengelernt, 2004 war Heirat. Die große Liebe ging, der wilde Streit kam und immer öfter fiel das Wort „Scheidung“. Zuletzt ging es um 1400 Euro, die sie von seinem Konto abgehoben hatte, während er in Mexiko auf Urlaub war und die er zurückforderte. In seiner Absenz war Alzinete kein Kind von Traurigkeit, einem Schwimmlehrer namens „Joschi“ hatte sie per SMS geschrieben: „Ich will mit dir eine große Liebe machen. Ich bin sehr heiß.“
Angeklagt war die Brasilianerin wegen Mordversuchs (Strafdrohung 10 bis 20 Jahre Haft). Die Geschworenen verneinten aber ihre Tötungsabsicht. Urteil: Dreieinhalb Jahre Haft wegen absichtlich schwerer Körperverletzung – nicht rechtskräftig.
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