Ehedrama: Todesschüsse im Kinderzimmer
Das dritte Eifersuchtsdrama binnen sechs Tagen hat in der Nacht auf Donnerstag im Stadtgebiet von Mödling zwei Todesopfer gefordert. Ein 70-jähriger Ehemann hat in der gemeinsamen Wohnung seine um 18 Jahre jüngere Ehefrau erschossen und sich danach mit dem Revolver selbst gerichtet. Als ob das Ereignis noch nicht grauenvoll genug wäre, musste die erst 14-jährige Tochter des Paares die Bluttat miterleben.
Nachbarn und Arbeitskollegen der 52-jährigen Christa W. stehen der Tat fassungslos gegenüber. Die Hebamme arbeitete in Mödling und war allseits beliebt: "Sie ist heute früh nicht im Dienst erschienen und war am Handy nicht erreichbar. Wir haben uns Sorgen gemacht, denn Christa war immer eine sehr zuverlässige Kollegin", sagt Werner Pannagl vom Pflegeheim Mödling erschüttert, als er die Nachricht erfuhr. "Das ist einfach unbegreiflich."
Die Tat hatte sich nachts in der Wohnung des Paares in der Gumpoldskirchner Straße ereignet. Ein Ehestreit dürfte schon länger geschwelt haben. Christa W. verbrachte deshalb die Nächte bei ihrer Tochter im Kinderzimmer.
Tat geplant
Als die beiden schliefen, schlich sich der 70-Jährige Vater und Ehemann gegen 1.30 Uhr in den Raum und feuerte mit seiner 357er Smith&Wesson zwei oder drei Mal auf seine schlafende Frau. Die Tochter, die durch die Schüsse aus dem Schlaf gerissen wurde, sah ihre leblose Mutter und ihren Vater mit der Waffe in der Hand. In Panik lief das Mädchen auf den Gang, als plötzlich ein weiterer Schuss fiel - jener, mit dem sich der Täter im Badezimmer selbst richtete.
"Der Mann hatte sich die Waffe erst kürzlich auf legalem Weg mit einer Waffenbesitzkarte angeeignet. Er hatte dabei anscheinend schon den Plan für seine Tat gefasst", erklärt Oberst Franz Polzer vom nö. Landeskriminalamt. Die Tatortspezialisten rekonstruierten noch in den Nachtstunden das Geschehen und sicherten die vorhandenen Spuren. Laut Ermittlern ist der Fall eindeutig. Nähere Aufschlüsse gab ein Tagebuch des 70-Jährigen, dass ebenfalls in der Wohnung gefunden wurde. Darin dürfte der Mann seine Eifersucht zu Papier gebracht haben. Auch den Mord hat er in den Aufzeichnungen angekündigt.
Nach außen war anscheinend aber nichts zu merken: "Ich kannte beide aus der Sauna, aber auch dort hat es nie Streit oder Anzeichen für Spannungen gegeben", sagt Pannagl. Eine Bekannte von Christa W. schüttelt nur den Kopf: "Ich habe gehört, dass es Schüsse gegeben hat. Sie war eine so nette Frau."
Drei Bluttaten seit Samstag
In Österreich ist es seit dem vergangenen Samstag zu nicht weniger als drei Beziehungstaten mit sechs Toten gekommen. Vier waren in Niederösterreich zu beklagen, zwei im Burgenland.
In Fuchsenbigl in der Gemeinde Haringsee (Bezirk Gänserndorf) hat am Samstagnachmittag ein Scheidungsdrama zwei Tote gefordert. Eine 47-Jährige wurde erstochen, ihr Ehemann (52) erhängte sich. Die Frau wurde von ihrer Tochter (17) in dem gemeinsam bewohnten Einfamilienhaus leblos aufgefunden. Das Opfer wies massive Schnitt-und Stichverletzungen im Halsbereich auf. Beamte der Polizeiinspektion Lassee entdeckten den Ehemann erhängt in einem Schuppen.
Nicht einmal 24 Stunden später, am Sonntagvormittag, endete ein Scheidungsdrama in Parndorf (Bezirk Neusiedl am See) tödlich. Ein 62-jähriger Mann, der die Tat seinem Sohn zuvor per SMS angekündigt hatte, erstach seine 57-jährige Ehefrau und erschoss sich.
Am Donnerstag in den frühen Morgenstunden fand die Serie in Mödling ihre Fortsetzung.
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