Kunst oder Holzstapel? Diskussion nach Enthüllung

Eine Skulptur aus Holz auf einem Betonsockel vor einem gelben Gebäude.
Die Holz-Skulptur eines deutschen Künstlers ziert den Kreisverkehr beim Einkaufszentrum.

Schon als Entwurf war der Holzhase in Waidhofen an der Thaya ein begehrtes Diskussionsobjekt. Jetzt ziert das Kunstwerk in Übergröße den Kreisverkehr beim Einkaufszentrum und sorgt für Debatten über den Anblick, den Standort und über die Finanzierung. Dienstagabend stellte Bürgermeister Kurt Strohmayer-Dangl bei der „Enthüllung“ nochmals klar: „Die Holzskulptur ist ein Geschenk und kostet der Gemeinde keinen Cent.“ Reinhold Frasl, als Wiener Investor des Shoppingcenters „Thayapark“ kein Unbekannter, übernahm mit Unterstützung des Landes NÖ die Kosten von fast 100.000 Euro.

Für die einen sind nur übereinander gestapelte Holzbretter zu sehen, für die anderen ein übergroßes Abbild des bekanntesten Feldhasen der Kunstgeschichte. Albrecht Dürers Meisterwerk, vor genau 501 Jahren zu Papier gebracht, diente dem deutschen Künstler Georg Herold als Vorlage, um eine dreidimensionale und abstrakte Version zu designen. Seit wenigen Tagen fällt der sechs Meter lange „XXL-Hase“ aus Lärchenholz am Kreisverkehr vor der Zufahrt zum Einkaufszentrum auf. „Ich sehe nur Holzbretter“, meinte Ehrengast Klaus Albrecht Schröder, Direktor der Wiener Albertina und Hüter des Originalen Dürer-Kunstwerks, in seinen Grußworten. Er versuchte bewusst zu provozieren und würdigte Herolds künstlerische Arbeit. „Dürers Feldhase ist schön, dieser ist clever. Er regt zum Denken an“, sagte Schröder.

Wahrzeichen

Bürgermeister Strohmayer-Dangl und Frasl hoffen, dass der Hase eine lange Lebensdauer besitzt und von den Bürgern angenommen wird. „Wenn über Kunst nicht diskutiert wird, ist sie auch keine Kunst“, ergänzte der Gemeindechef, der sich neben dem Waldrapp über ein weiteres tierisches Wahrzeichen freut. „Im Alter wird der Hase, genauso wie ich ein Fluchttier, silbergrau schimmern“, sagte Herold, der 40 Jahre nach seiner Flucht aus der DDR doch noch das Waldviertel erreichte: „Damals wurde ich knapp vor der Grenze erwischt.“

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