Der Herr der Burg Liechtenstein: „Ich lebe meinen Vogel“

Der Herr der Burg Liechtenstein: „Ich lebe meinen Vogel“
Vor zehn Jahren übernahm Leopold Fasching die gotische Anlage und hauchte ihr neues Leben ein. Ein Blick hinter die Kulissen.

„Man träumt ja schon als Kind von so einer Burg“, sagt Leopold Fasching. „Ich dachte nur nie, dass der Traum wahr werden würde“, spricht der Burgherr der Burg Liechtenstein und lacht. Wobei, Fasching schätzt die Bezeichnung „Burgvogel“ – analog zu Burgvogt. „Ich leb’ halt meinen Vogel“, meint er.

2009 hat der Theologe und Historiker die Stammburg der Fürsten von Liechtenstein gepachtet, nachdem sie zwischen 2007 und 2009 wegen Baumängeln geschlossen war. Fasching hatte nach dem Studium – unter anderem in Schottland – einen Ausflug ins Gastgewerbe hinter sich.

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Ein Freund habe ihm dann mitgeteilt, dass ein Pächter gesucht werde. „Ich habe dann nach ein paar Bier versprochen, mich zu bewerben“, erzählt Fasching.

Burgtore öffneten sich 2010

Die romanische Burg selbst stammt aus dem Jahr 1130, im 19. Jahrhundert wurde die Anlage von den Fürsten von Liechtenstein restauriert. Die Räumlichkeiten selbst sah er erst bei der Schlüsselübergabe. „Das Verwertungskonzept habe ich aus dem Kopf geschrieben, auf Basis eines Besuchs in den 1990er-Jahren“, erzählt er.

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Fasching zeigt den atemberaubenden Blick vom Burg-Turm

2010 öffnete Fasching die schweren Burgtore wieder für die Öffentlichkeit. Doch mit der Burg, wie sie zahlreiche Menschen noch von ihrem Besuch mit der Volksschule kennen, hat Liechtenstein fast nichts mehr gemein.

Selbst eingerichtet

Akribisch hat Fasching die Burg eingerichtet. Er durchforstete Kunstmärkte, baute historische Möbel aus moderneren Stücken nach. Nun gibt es neben einer Küche eine Rüstkammer, ein Schlafzimmer, eine Schatzkammer und vieles mehr. „Die Ausstellungsstücke umfassen 600 Jahre.“

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Ein Blick in die Schatzkammer

Ein Stück Stoff vom Gewand eines Geistlichen stammt aus dem Jahr 1400, etliche Bücher aus 1420 gibt es auch.

Aus eigener Tasche

Finanziert hat er die Renovierung aus eigener Tasche. Wie das geht? „Indem man auf alles verzichtet“, sagt Fasching. Jeder Cent, den er mit dem Betrieb eingenommen habe, habe er wieder investiert.

Das erste Stück, das Fasching übrigens angeschafft hatte, war ein Hirschgeweih, „weil ich einen Platz gesehen habe, wo es hinpasst.“ Das imposanteste Möbel ist das Himmelbett im Schlafgemach, das Fasching auf alt getrimmt und mit original Stoffen ausgestattet hat.

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Fasching im Himmelbett

30.000 Besucher

Ausgezahlt hat sich der Aufwand: Besuchten 2009 noch 7000 Leute der Burg, waren es im Vorjahr bereits 30.000. „Ich hab’ die Burg zur Burg gemacht“, erklärt er seinen Erfolg. „Wenn ich die Burg Liechtenstein besuche, erwarte ich mir nicht nur eine Begegnung mit der Anlage sondern auch mit der Familie Liechtenstein.“

Deshalb gibt es neben einem historischen Abriss über die berühmten Herrscher auch eine detailgetreue Nachbildung vom Fürstenhut des Fürsten Karl I. von Liechtenstein, die in 400 Arbeitsstunden angefertigt wurde.

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Die detailgetreue Nachbildung des Fürstenhuts

Von der Ein-Mann-Show zum Nachfolger

Als Fasching die Burg übernommen hatte, war er eine Ein-Mann-Show. Er schupfte die Kassa, leitete Führungen und hielt die Anlage in Schuss.

Das ging nicht immer unfallfrei: Als er einen Tisch von der Turmstube über die Wendeltreppe hinuntertragen wollte, blieb der Tisch stecken „Und ich hatte einen Hexenschuss“, erzählt er. Zwei Tage lang steckte das Möbel, dann schnitt er es entzwei. „Aber ich habe ihn wieder zusammengesetzt. Er steht nun in der Küche.“

Mittlerweile hat Fasching sieben Mitarbeiter. Und mit Sebastian Fehringer schon einen Nachfolger auserkoren.

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Fasching und Nachfolger Fehringer im Büro der Burg

Wünsche

Missen möchte der 60-Jährige den Job als Burgherr nicht. „Man braucht Herz und einen gewissen Idealismus, damit so etwas funktioniert.“ Und scherzhaft meint der „Burgvogel“: „Heute lautet mein Spruch, passen Sie auf, was Sie sich wünschen, es könnte wahr werden.“

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