Bluttat im Weinviertel: Auf Scheidung folgte Mord

Eine Straße mit geparkten Autos vor Wohnhäusern an einem sonnigen Tag.
Ex-Mann soll auf offener Straße 20-mal auf zweifache Mutter eingestochen haben.

Mitten auf der Straße, vor ihrer Wohnung in der Rathausgasse, soll Donnerstag gegen 8.30 Uhr ein 52-jähriger Arbeitsloser seine Ex-Frau, die Mutter seiner beiden Söhne erstochen haben.

Blutige Handabdrücke auf einem grauen Bürgersteig.
Mord, Laa an der Thaya

Paola W. lebte in den letzten Wochen in Angst. Ihr Ex hatte sie seit der Scheidung im vergangenen Juni mehrmals beharrlich verfolgt. Deshalb hatte sie ihn auch auf der Polizeiinspektion Laa angezeigt. Gestern, nachdem die Frau ihre beiden Söhne – drei und vier Jahre jung – in einen Kindergarten gebracht hatte und kurz danach einkaufen war, passte sie der mutmaßliche Täter vor ihrer Wohnung ab. Der Mann soll zuerst zwei Schüsse mit einer Schreckschusspistole abgegeben haben und dann begonnen haben wie von Sinnen mit einem Fixiermesser die Frau zu attackieren. An die 20-mal soll er – auch als sie schon blutend am Boden lag – auf Paola W. eingestochen haben.

Spengler half

Einem Anrainer, der durch die Schreie alarmiert und aus dem Haus gestürmt war, bat der mutmaßliche Täter, ihm Handschellen anzulegen, die er mitgebracht hatte. „So etwas habe ich in meiner Karriere erst zwei Mal erlebt“, sagte Leopold Etz, der Chef der NÖ-Mordkommission. Die Polizei musste Wolfgang W. nur noch abführen. Laut Etz sei der Mann geständig. Die Vernehmungen würde aber noch ihre Zeit dauern.

Ein Mann mit Hosenträgern steht vor Leitern und Baumaterialien.
Jaroslav Kirchner
Währenddessen versuchte der 61-jährige Spengler Jaroslav Kirchner, der in einem Betrieb nahe des Tatortes arbeitet, die Frau mittels Herzmassage zu reanimieren. „Sie war ohne Farbe im Gesicht. Nach zwei, drei Minuten begann sie aber wieder ihre Arme zu bewegen und bewegte auch ihre Augen“, schildert der gebürtige Tscheche, der sein Erste-Hilfe-Wissen allein aus zahlreichen Fernsehserien schöpfte. Nachsatz: „Das hat mich schon immer interessiert.“

Mit dem Notarzthubschrauber wurde die Frau in das AKH nach Wien geflogen, wo sie jedoch ihren schweren Verletzungen erlag.

Die Tat geschah in unmittelbarer Nähe einer Anwaltskanzlei, deren Mitarbeiter die Fenster geöffnet hatten und so akustisch alles mitbekamen. Umgehend informierten sie die Polizei.

Mietvertrag gekündigt

Die Frau hatte den Mietvertrag für ihre Wohnung in Laa offensichtlich aus Angst vor ihrem Ex, der in der Nähe von Drasenhofen wohnt, bereits gekündigt und wollte in die Steiermark ziehen. Der Verdächtige wurde in die Justizanstalt Korneuburg eingeliefert. Die Buben wurden der Jugendwohlfahrt der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach übergeben. Sie seien vorerst in einem Krisenzentrum untergebracht, wo sie "psychologisch und sozialarbeiterisch" betreut würden, hieß es am Freitag auf Anfrage bei der Behörde. Man sei bemüht, "Bestmögliches für die Kinder zu tun". Ob es Verwandte gibt, die sich um die Halbwaisen kümmern könnten, steht noch nicht fest.

Update: Der Auslöser für die tödliche Messerattacke dürfte ein Streit um das Sorgerecht für die beiden gemeinsamen Söhne gewesen sein. Laut Chefinspektor Leopold Etz hatte die zweifache Mutter nach der vor wenigen Wochen erfolgten Scheidung das alleinige Sorgerecht für die vier und fünf Jahre alten Söhne beantragt. Das sei letztlich "die Tat auslösend" gewesen. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen in dem Fall gelten - abgesehen von eventuellen Ermittlungsaufträgen durch die Staatsanwaltschaft Korneuburg - als abgeschlossen.

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