Behinderter in NÖ gefesselt: Ermittlungen gegen Betreuer

Der Vorstoß kam vom Landesgericht und der Staatsanwaltschaft Korneuburg
Die Anklagebehörde ermittelt wegen Freiheitsentziehung. Das Opfer ist 17 Jahre alt.

Im Fall um einen in einer Einrichtung der Lebenshilfe Niederösterreich für Menschen mit Behinderungen im Bezirk Gänserndorf vorübergehend gefesselten Klienten hat die Staatsanwaltschaft Korneuburg zwei Betreuer ins Visier genommen. Die Anklagebehörde ermittelt wegen Freiheitsentziehung, sagte Sprecher Friedrich Köhl am Freitag.

Die beiden Personen sollen „einen Schutzbefohlenen gefesselt haben“, schilderte Köhl gegenüber der APA. Weitere Beschuldigte gebe es nicht.

Autist wurde in Tagesstätte betreut

Nach Angaben von Friederike Pospischil, der Präsidentin der Lebenshilfe NÖ, handelt es sich beim Opfer um einen 17 Jahre alten Autisten, der in einer Tageswerkstätte in Baumgarten - einer von drei Kastralgemeinden in Weiden an der March -  betreut wird. Die Beschuldigten - ein Mann und eine Frau - seien nach dem Vorfall Ende März fristlos entlassen worden. Die beiden sollen dem Jugendlichen kurzzeitig die Hände mit einer Strumpfhose zusammengebunden haben, berichtete Pospischil.

„Wir werden uns ganz genau anschauen, inwieweit andere Personen involviert waren“, versicherte die Präsidentin der Lebenshilfe NÖ. Das Vorgehen der beiden Betreuer sei „inakzeptabel bei uns“. „Das ist nicht das, was sich die Lebenshilfe unter Begleitung vorstellt“, betonte Pospischil.

Die Vorwürfe waren Anfang April bekannt geworden. Medienberichten zufolge soll die Mutter des 17-Jährigen verdächtige rote Striemen an den Armen des Sohnes entdeckt und daraufhin Anzeige erstattet haben.

"Menschliche Verfehlungen"

Der Bürgermeister von Baumgarten, Franz Neduchal (ÖVP), sagt: "Ich weiß keine Details zum Vorfall. Ich habe mit dem zuständigen Leiter gesprochen und er hat die Vorwürfe bestätigt." Die Vorkommnisse selbst möchte Neduchal nicht kommentieren. "An und für sich haben wir sonst aber ein gutes Verhältnis mit der Lebenshilfe. Es waren wohl menschliche Verfehlungen." Ob der Mann und die Frau aus dem Ort stammen, weiß Neduchal nicht.

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