Chefin der nö. Landesbahnen: „Habe mich nie als Pionierin gefühlt“

Chefin der nö. Landesbahnen: „Habe mich nie als Pionierin gefühlt“
Erstmals führt mit Barbara Komarek eine Frau die nö. Landesbahnen. Von Schranken an allen Bahnübergängen hält sie nichts.

Die erste Chefin der nö.  Landesbahnen ist überzeugt, dass man nicht überall Bahnschranken bauen kann.

KURIER: Die Landesbahnen haben eine tragische Unfallserie und dadurch einige Negativ-Schlagzeilen hinter sich. Warum tut man sich zu so einem Zeitpunkt die Leitung der NÖVOG an?

Komarek: Ich habe mit dem Thema Mobilität und Verkehr eine unglaubliche Freude. Wenn etwas dein Herzensthema ist, dann denkst du nicht an solche Dinge. In jedem Job gibt es Höhepunkte und schwarze Tage. Der 26. Juni (Mariazellerbahn-Crash, siehe unten) war sicher der schwarze Tag der NÖVOG. Als Optimistin sage ich aber: Das war’s für die nächsten zehn Jahre.

Beim Unfall auf der Mariazellerbahn wurden mehr als 30 Menschen verletzt, weil der Zug in einer Kurve viel zu schnell war. Was wird dafür getan, dass so etwas nicht mehr passiert?

Es wurde schon vorher alles getan, aber den Faktor Mensch kann man nicht ganz ausschalten. So ein Unfall kann jeden Tag jedem Bahnunternehmen passieren, auch wenn Sicherheits- und Ausbildungsvorschriften hundertprozentig eingehalten werden – das tun wir. Komplizierter ist es bei Unfällen auf Eisenbahnkreuzungen, weil viele Autofahrer glauben, sie müssten sich dort nicht an Stopptafeln und Tempo-Beschränkungen halten. Die Sicherheit im Miteinander von Straße und Schiene ist mir wichtig.

Die Lösung wäre aber einfach. Dafür wurden ja Bahnschranken erfunden.

Die Sicherung von Eisenbahnkreuzungen ist unterschiedlich, abhängig von Straßensituation und Frequenz. Es kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein, jede Bahnkreuzung mit Schranken zu sichern.

Warum nicht?

Ich kann nicht auf jede Gemeindestraße eine Schrankenanlage bauen, nur weil sich jemand nicht an Stopptafel und Geschwindigkeitsbeschränkung halten will.

Der öffentliche Verkehr ist für viele Antwort auf das Stauchaos. Wie stehen Sie zur Idee des 365-Euro-Jahrestickets?

Man kann es in städtischen Ballungsräumen gut anwenden. In einem Flächenbundesland ist es meiner Meinung nach nicht die erste Wahl. Es schafft zwischen dem Gmünder und dem Mödlinger eine Gleichheit, die es nicht gibt. Studien zeigen, dass für die Öffi-Nutzung der Preis keine Rolle spielt. Es geht um Pünktlichkeit, Sauberkeit und Verfügbarkeit.

Was ist in Zukunft von der NÖVOG zu erwarten?

Wir wollen der größte nö. Mobilitätsdienstleister zu werden. Die NÖVOG verfügt über starke Marken. Dafür neue Kunden, neue Märkte und neue Partner zu gewinnen, ist mein großes Ziel.

Sie sind eine der wenigen Frauen an der Spitze von Eisenbahnunternehmen. Macht Sie das stolz?

Sagen wir, es freut mich. Dass ich wo die erste Frau bin, habe ich in meinem Berufsleben oft erlebt. Ich habe mich nie als Pionierin gefühlt, sondern ich habe es so verstanden, dass Normalität einkehrt.

Eine Frau an der Spitze

Zur Person: Barbara Komarek, 50, stammt aus Ravelsbach, Bezirk Hollabrunn.  Nach dem Studium der Handelswissenschaften stieg sie in den Landesdienst ein und war
Büroleiterin verschiedener Regierungsmitglieder, zuletzt beim früheren Verkehrslandesrat Karl Wilfing.

NÖVOG: In der NÖ Verkehrsorganisationsgesellschaft folgt Komarek auf den langjährigen Leiter Gerhard Stindl. Unter dem Dach der NÖVOG sind die Landesbahnen, darunter Mariazeller-, Waldviertel- oder Wachaubahn, organisiert. Das Unternehmen verantwortet auch die nö. Bergbahnen, wie Schneebergbahn oder Gemeindealpe.

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