Aussteiger am Rand der Großstadt

„Ich hatte ein schönes, aber fades Leben in Wien. Hier an der Donau bin ich glücklich. Um kein Geld der Welt würde ich das hier hergeben.“ Horst Steffek war Greißler in Wien. Als die Supermärkte wie die Schwammerln aus dem Boden schossen, schloss er sein Geschäft und ging mit 55 in Pension. Von da an machte ihm das Leben erst so richtig Spaß.
Steffek besitzt zwar in Wien ein altes Fuhrwerkerhaus, aber sein Lieblingswohnsitz ist eine Fischerhütte am so genannten Zainethagel an der Donau unterhalb Wiens im Gemeindegebiet von Mannswörth. Inzwischen liegt Steffeks Hütte im Nationalpark Donauauen und er trägt die Naturschutz-Philosophie voll mit.
So kam bis vor kurzem – er ist vermutlich inzwischen in Richtung Afrika unterwegs – täglich „Hugo der Schreckliche“, ein Weißstorch, vorbei, um sich von Steffek sein Mittagsmenü zu holen. „Ich fing ihm immer ein paar Fische, schnitt sie ihm in schnabelgerechte Streifen und er ließ sich nicht lange bitten“, erzählt der 71-Jährige.
Einmal haben Horst Steffek und seine Frau Silvia sogar einen Storch gerettet, der aus irgendeinem Grund ein Gummiband um den Schnabel gewickelt hatte und zu verhungern drohte. Auch Schwäne kommen regelmäßig vorbei und holen sich in Wasser eingeweichte Brotwürfel.
Behaglichkeit

„Lieber bin ich am Wasser“, bekennt der leidenschaftliche Fischer. Meist schon morgens um fünf beginnt er mit der Daubel zu fischen. Darunter versteht man ein quadratisches Netz, das auf elastische Stäbe gespannt wird und mittels eines Kranes auf den Grund der Donau gesenkt werden kann. Mit etwas Glück und dem richtigen Gefühl gelingt damit so manch guter Fischfang.
Eine Koryphäe ist Steffek auch mit der Angel. „Hugo der Schreckliche“ – er hatte immer schrecklichen Hunger – ging niemals leer aus.
Steffek ist so gut wie das ganze Jahr an der Donau: „Nur wenn’s mehr als zehn Grad Minus hat, übernachten wir in unserem Haus in Wien.“ Als die Steffeks in den 60er-Jahren begannen, sich im Überschwemmungsgebiet der Donau niederzulassen, interessierte das niemanden. Immer wieder beseitigten sie ohne zu klagen die Folgen der Hochwässer, die seit der Inbetriebnahme des Kraftwerkes Freudenau auch Unmengen an Sand anlanden, der mühsam entfernt werden muss.
Und: Die behördlichen Auflagen für die Petrijünger an der Donau werden von Jahr zu Jahr mehr. Die Tiere im Nationalpark stören die Fischer hingegen wohl kaum.
Hoffnung
Die Steffeks sowie alle anderen Mitglieder der Arbeiterfischereivereine der Region hoffen, dass die Republik Österreich und ihre zahlreichen Institutionen wie Nationalparkverwaltung, Stadt Wien und viadonau sich weiterhin dazu bekennen, die idyllischen Fischerhütten, die ja altes österreichisches Kulturgut darstellen, zu bewahren.
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