Aufregung um Kinder in Traiskirchen

Ein Schild mit Informationen zur Flüchtlingsbetreuung in Deutsch, Englisch und Französisch.
Ein Asylverein schlägt Alarm: In der Erstaufnahmestelle fristen rund 500 Minderjährige ihr Dasein.

In der Erstaufnahmestelle Traiskirchen leben derzeit 1400 Asylwerber. Das Lager ist zum Synonym für schlechte Bedingungen für Flüchtlinge in Österreich geworden. Auch wird immer wieder von Gewalt, Drogen und Eigentumsdelikten berichtet. Nun schlägt der Verein Asylkoordination Alarm: Seit Monaten sollen in Traiskirchen über 500 unbegleitete Minderjährige ihr Dasein fristen. Da es keine Betreuungsplätze gibt, können Sie auch nicht zur Schule gehen. Ungeklärt ist auch die Obsorgefrage. Vor allem Kinder unter 14 Jahren haben in Traiskirchen nichts verloren, sagt Heinz Fronek vom Verein Asylkoordination. Konkret geht es um dreizehn Kinder: "Die sollten eben überhaupt nicht in der Erstaufnahmestelle sein, sondern sollten vom ersten Tag an in Einrichtungen der Jugendwohlfahrt betreut und unterstützt werden, damit man sicherstellen kann, dass sie sich entwickeln können, dass sie möglichst rasch eingeschult werden", sagte Fronek im Ö1-Morgenjournal am Freitag.

Zuständigkeit

"Das ist eine klare Verletzung des Schulpflichtgesetzes. Und hier wäre es notwendig, dass auch die Gerichte endlich aktiv werden und sich diesen Missstand ansehen, weil es hier zu einer klaren Gefährdung des Kindeswohls kommt", kritisiert Fronek weiter. Und für fünf der 13 Kinder ist die Lage doppelt brisant: Für sie fühlt sich niemand zuständig. Aufgegriffen im Burgenland, legt das Innenministerium die Zuständigkeit in die Hände der Bezirkshauptmannschaft Neusiedl am See. Diese weist die Pflicht von sich mit der Bergründung, die Quote sei bereits erfüllt. Es gäbe Bundesländer, die haben keinen einzigen unmündigen Minderjährigen, sagt Elvira Waniek-Kain von der Landesregierung in Eisenstadt.

"Gestohlene Lebenszeit"

Jedenfalls ist man sich in einem einig: Es muss sich etwas ändern. Man sei zu Gesprächen bereit, so Waniek-Kain. Viele Bundesländer erfüllen ihre Verpflichtung nicht, heißt es aus dem Innenministerium. Eine Möglichkeit, das Problem anzugehen bietet sich auf dem am 23. Oktober stattfindenden Asylgipfel.

Heinz Fronek fordert Entscheidungen: "Wenn ein Jugendlicher in einer vernünftig betreuten Einrichtung ist, kann er sich nach einem halben Jahr frei in Österreich bewegen und sich ohne Dolmetscher verständigen. In der Erstaufnahmestelle passiert gar nichts. Diese Jugendlichen, die dann auch nach vier, fünf, sechs Monaten herauskommen, sind am selben Stand wie am ersten Tag. Und daran muss sich etwas ändern, das ist gestohlene Lebenszeit."

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