„Andere müssen mit viel härteren Schicksalsschlägen fertig werden“

Stefan Spitaler aus Pernegg, 25, verlor seinen rechten Arm beim Schneedienst.
Stefan Spitaler verlor seinen rechten Unterarm. Sein Lebensmut beeindruckt viele.

„Eigentlich wollte ich ein Tagebuch zu schreiben beginnen. Aber jedes Mal, wenn ich mit der linken Hand aufgedrückt habe, ist mir das Blatt Papier weggerutscht“, schildert Stefan Spitaler aus Pernegg, Bezirk Horn. Was die meisten problemlos können, ist für den 25-Jährigen zur neuen Herausforderung geworden. Seine Beeinträchtigung: Er hat bei einem Arbeitsunfall im Waldviertel seinen rechten Unterarm verloren. „Mein Neffe in der 1. Klasse schreibt schöner. Ich hab’ das Tagebuch wieder weggelegt“, schildert er.

Trotz Handicaps hat Spitaler nichts von seinem Lebensmut eingebüßt. „Das ist halt so. Andere müssen viel härtere Schicksalsschläge verkraften“, sagt der Landwirt, der zur Überraschung vieler keinesfalls deprimiert wirkt: „Obwohl mich die Ärzte davor gewarnt haben, hatte ich bis jetzt noch keinen psychischen Knick.“

Wartezimmer

Nur schemenhaft kann sich Spitaler an seinen Unfall am 13. März 2013 erinnern. Die ganze Tragödie stand einen Tag später im KURIER. Spitaler löste großes Aufsehen aus, als er ohne Ankündigung im Wartezimmer des Arztes Peter Mies in Altenburg, Bezirk Horn, stand. Sein rechter Unterarm samt Jackenärmel fehlte. Spitaler war Mitarbeiter des Maschinenrings und sollte im Auftrag der Gemeinde Altenburg den Winterdienst erledigen. Beim Vorbereiten erfasste die Rührwelle des Streugeräts seinen Jackenärmel und trennte den Arm ab. „Mein erster Gedanke war – Scheiße. Dann dachte ich, das sieht im Gegensatz zu Horrorfilmen recht fad aus, weil kein Blut spritzte“, erzählt der 25-Jährige. Während er mit der Rettung telefonierte, ging er 100 Meter vom Bauhof zur Ordination und ließ sich verarzten.

„Die Frau Wögenstein aus dem Ort hat meinen Arm geborgen. Ich möchte mich bei allen Helfern bedanken. Die Versorgung war perfekt“, schildert Spitaler, der ruhig und gelassen wirkt.

Trotz sofortiger Operation im Unfallkrankenhaus Meidling konnte der Arm leider nicht mehr angenäht werden. „Ich kann keinem einen Vorwurf machen. Es wurde alles versucht. Ich muss jetzt mit der neuen Herausforderung leben“, sagt Spitaler, der auch Rückhalt von seiner Familie und seiner Freundin bekommt. „Das Wichtigste ist, ich kann gehen und werde eine Prothese bekommen“, schildert Stefan Spitaler.

Tränen

Nur ein einziges Mal hat der 25-Jährige nach seinem Unfall Tränen vergossen. „Als ich die Kommentare auf meiner Facebook-Seite gelesen habe, war ich überwältigt.“ An einen Satz kann sich Spitaler genau erinnern: „Wenn irgendjemand so etwas überstehen kann, dann bist du das“, erzählt der Landwirt, der fast täglich Besuche und Geschenke bekommt.

Ein Präsent gibt ihm in seiner Genesungsphase zusätzlich Kraft. „Ich habe eine Original Constantini-Trainingsjacke bekommen. Ich soll sie anziehen, wenn es mir schlechter geht. Ein Kunde unseres Bio-Hofs hat sie als Aufmunterung von Didi Constantini bekommen, nachdem er erfuhr, dass er an Parkinson erkrankt ist. Jetzt hat er sie mir geschenkt“, strahlt der Fußballer, der am vergangenen Sonntag sein Comeback im Drosendorfer Reserveteam feierte. Was er beruflich machen will, weiß er noch nicht: „Zuerst warte ich, bis ich die Prothese habe.“

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