„Grantige Fini“ aus Pensionistenheim delogiert

Die vorweihnachtliche Ruhe war gestern im Wiener Neustädter Stadtheim (NÖ) abrupt vorbei. Um acht Uhr in der Früh rückte der Gerichtsvollzieher an, um Josefine Kronawetter zu delogieren. „Dass ihr euch nicht schämt, eine 77-Jährige elf Tage vor Weihnachten hinauszuschmeißen“, sagte Kronawetter. Weil sie nicht freiwillig ihr Zimmer räumen wollte, mussten Rettung und Polizei anrücken.
Zur Vorgeschichte: 210 Bewohner des Heims sollen zehn Jahre lang von der „grantigen Fini“, wie sie ein Mitbewohner nennt, drangsaliert worden sein. Sogar eine Unterschriftenliste machte die Runde. Das erklärte Ziel: Die Pensionistin soll das Heim verlassen, ihre Schimpftiraden und Wutausbrüche gingen zu weit. Die Stadt brachte eine Räumungsklage ein, das Urteil ist rechtskräftig.
„Wir haben alles probiert, sie lehnte stets ab“, schildert Sozialstadtrat Andreas Krenauer. Kronawetter erhielt Angebote für Gemeindewohnungen und einen mobilen Pflegedienst. „Das wurde jedoch nicht angenommen“, heißt es bei der Stadt. Nachdem der erste Räumungsversuch Ende November gescheitert war, spitzte sich gestern die Lage zu: Die Pensionistin setzte sich gegen die Delogierung zur Wehr, der Gerichtsvollzieher wirkte ratlos. Dafür sorgte der gerufene Amtsarzt für klare Verhältnisse und wies die alte Dame ins Krankenhaus ein. „Das geschieht zu ihrer eigenen Sicherheit“, hieß es.
Bis zum Eintreffen der Sanitäter, die aufgrund der aufgeheizten Situation mit einer Funkstreife anrückten, entwickelte sich ein weiteres Verbal-Duell. Ein Heimbewohner zeigte sich glücklich über Kronawetters Auszug – was sie nicht auf sich sitzen ließ und ihn einen „alten ÖBB-Alkoholiker“ nannte.
Zukunft ist ungewiss
Nach Zureden durch die Rot-Kreuz-Sanitäter, willigte Kronawetter ihrem Zwangsauszug ein. Im Konvoi mit der Polizei fuhr der Rettungswagen ins Krankenhaus, wo sich die Pensionistin vom Stress erholen soll. Was bleibt? Vor allem Ratlosigkeit. „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll“, sagt Sohn Andreas Kronawetter. Ein anderer Heimplatz scheint aus heutiger Sicht unrealistisch, da Josefine Kronawetters Pflegestufe zu niedrig ist.
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