30-Jährige zeigt am Fußballplatz Flagge

Sara Telek mit FIFA-Referee Weinberger (r.) und Kollege Katholnig
Sara Telek aus dem Piestingtal feierte ihr Debüt als Schiedsrichter Assistentin in der 2. Liga - ihr Ziel ist die Bundesliga.

KURIER: Am 22. Februar standen Sie zum ersten Mal als Schiedsrichterassistentin an der Seitenlinie eines Spiels in der 2. Liga. Nun haben Sie bereits die zweite Partie in den Beinen. Wie fühlten sich die Einsätze an? Sara Telek: Vor dem ersten Spiel zwischen Blau-Weiß Linz und Wiener Neustadt war vor allem die Vorfreude und Aufregung enorm groß. Da es mein bisheriges Karriere-Highlight ist, war es für mich natürlich etwas schon Besonderes. Bei der zweiten Partie Amstetten gegen Wacker Innsbruck II war dann alles schon wieder alltäglicher.

Wie sind Sie überhaupt zum Schiedsrichter-Dasein gekommen?

Ich habe früher Fußball gespielt und wollte mich dann auch in der Regelkunde weiterbilden. Darum habe ich den Schiedsrichterkurs beim Wiener Fußballverband gemacht, und bald habe ich meine ersten Spielbesetzungen als Schiedsrichterin bekommen. Jetzt, gut zehn Jahre später zurückblickend, bin ich sehr froh, diesen Weg gewählt und durchgezogen zu haben.

Warum beim Wiener und nicht beim niederösterreichischen Verband?

Weil ich in Wien geboren bin. Danach bin ich einen großen Teil meiner Kindheit im Piestingtal aufgewachsen und dann für Schule und Studium wieder nach Wien gezogen. Jetzt zieht es mich allerdings zurück aufs Land.

 

30-Jährige zeigt am Fußballplatz Flagge

Sara Telek bei einem ihrer Einsätze in der Regionalliga Ost

Als Frau im Fußball hat man es in den verschiedenen Positionen oft schwer. Hatten Sie persönlich mit Anfeindungen zu kämpfen?

Tatsächlich bin ich davon großteils verschont geblieben. Es gibt immer wieder Kommentare von den Rängen, aber damit hat jeder Schiedsrichter und jeder Assistent zu kämpfen. Einzig die gewählten verbalen Ausdrücke unterscheiden sich ein wenig, aber als Unparteiische lernt man, so etwas nicht an sich heranzulassen.

In einem früheren KURIER-Gespräch gab es einen Vergleich zwischen Ihnen und dem Barcelona-Star Lionel Messi. Und zwar aufgrund ihrer geringeren Körpergröße. Erschwerte das Ihren Weg als Schiedsrichterin?

Die Größe ist sicher nicht die optimalste, hat mir bisher aber keine Probleme bereitet. Denn Leistungen hängen ja nicht von Körpergrößen ab. Dass man auch als Schiedsrichter mit kleiner Statur viel erreichen kann, sieht man am türkischen Referee Cüneyt Çakir. Er ist auch nicht der Größte, hat aber schon ein Champions-League-Finale und EM- sowie WM-Halbfinalspiele gepfiffen.

Nun haben Sie zwei Spiele in der 2. Liga hinter sich gebracht. Wohin soll es gehen?

Mein großes Ziel ist natürlich die Bundesliga. Diesen Traum will ich mir erfüllen. Dafür müssen natürlich sämtliche Leistungen stimmen.

 

30-Jährige zeigt am Fußballplatz Flagge

Und wie lange wird es dauern, bis dieser Traum in Erfüllung gehen kann?

Grundsätzlich ist es so, dass ich etwa ein Jahr beobachtet werde. Dementsprechend werden die Leistungen überprüft, und sofern ich alle Anforderungen zur Zufriedenheit des ÖFB erfülle, könnte ich dann vielleicht bereits 2020 in der Bundesliga an der Seitenlinie stehen.

Erste Bundesligaluft konnten Sie beim Abschiedsspiel von Steffen Hofmann im Allianz Stadion von Rapid schnuppern. Dort war die Stimmung zwar eher ausgelassen, hat man aber irgendwo auch Angst, wenn man dann neben dem Block West steht?

Also Angst haben sollte man keine, das wäre nicht wirklich förderlich. Natürlich gibt es bei Spielen mit so großer Kulisse Anspannung. Der Fokus liegt auf dem Spielfeld, und die Umgebung lernt man auszublenden. Den Unparteiischen geht es um Gerechtigkeit und Fairness, man will seinen Job gut machen. Am besten fehlerfrei. Wenn dies gelingt, hat man meistens nichts zu befürchten. Dass dies allerdings nicht immer klappt, auch in Zeiten von Videoassistenten, ist klar. Auch klar ist, dass nichts einen Schiedsrichter mehr ärgert als eine falsche Entscheidung. Doch mit Misserfolgen lernt man umzugehen, ganz besonders als Schiedsrichter.

Schiedsrichterinnen in der Männerdomäne Fußball  

Als am 22. Februar für die Schiedsrichter-Assistentin Sara Telek das Abenteuer 2. Liga begann, war sie damit eine Vorreiterin. Als erste Frau stand Telek an der Linie in Österreichs zweithöchster Spielklasse. Für Telek war es „ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist“. 
Dabei war die Piestingtalerin nicht die erste weibliche Unparteiische in einer der höchsten Spielklassen.

Bereits im Jahr 2000 leitete die Schweizerin Nicole Petignat als erste Frau in der Geschichte der Bundesliga ein Spiel. Die Partie Sturm gegen Ried endete   mit einem 4:2. Dass Petignat ihren Job gut gemacht hat, zeigten nicht nur die Kritiken in den Medien, sondern auch die Verabschiedung von Sturm-Verteidiger Ranko Popovic. Dieser bedankte sich am Ende der Partie mit dem sprichwörtlichen Handkuss bei der Schiedsrichterin. Auch in der 2. Liga kam bereits eine Frau zum Einsatz: Von 2008 bis 2011 stand Tanja Hausott in 28 Ligaspielen sowie drei Cup-Partien als Spielleiterin auf dem Feld. 

Aktuell gibts es in der Startformation der österreichischen Schiedsrichter fünf Frauen. Neben Telek sind das Marina Aufschnaiter aus Salzburg, die Niederösterreicherin Barbara Poxhofer sowie die beiden Vorarlbergerinnen Bijana Iskin und Cindy Zeferino de Oliveira. Außer Telek sind die vier weiteren Schiedsrichterinnen vor allem in den jeweiligen Regionalligen im Einsatz.

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Bibiana Steinhauser ist Schiedsrichterin in der Deutschen Bundesliga

Beim großen Nachbarn Deutschland ist man bereits einen Schritt weiter. Die Unparteiische Bibiana Steinhaus gehört dort mittlerweile zum Stammkader der Schiedsrichter in der  Bundesliga. Auch wenn man diese Entwicklung nicht allerorts gutheißt. Denn das Spiel zwischen  Bayern München und  Augsburg  durfte im Iran nur in zensierter Fassung gezeigt werden. Eine Frau in kurzen Hosen war dem iranischen Fernsehen zu anstößig.
Noch weiter ist  man in der englischen Premier  League: Dort durfte bereits vor 20 Jahren Wendy Toms einige Spiele pfeifen.  

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