Operbälle der Vergangenheit - das waren noch Feste

Eine Gruppe von Menschen, darunter eine Frau mit einem verzierten Kopfschmuck, in einer Theaterloge.
Es gab Zeiten, in denen die Weltprominenz, ohne bezahlt zu werden, zum Ball der Bälle kam.

Sicher, mit Ornella Muti bringt Richard Lugner wieder einen respektablen Gast zum Opernball. Ansonsten kann man, abgesehen von ein paar weiteren Ankäufen, eher sagen, wer n i c h t  kommt: Kanzler Kurz und Lindsey Vonn haben abgesagt, Vizekanzler Kogler überlegt noch und der Bundespräsident hat heuer keinen Staatsgast eingeladen. Es gab Zeiten, in denen Weltstars freiwillig zum Ball der Bälle kamen, ohne dass man sie bezahlen musste, und auch die internationale Politprominenz reichte einander die Türschnallen der Opernball-Logen in die Hand.

Juan Carlos I. schüttelt einem Mann die Hand, während eine Frau im Hintergrund lächelt.

Promigäste einst: König Juan Carlos, Bayerns Franz Josef Strauß

Der erste Opernball

Der 9. Februar 1956 war ein großer Tag für die Republik. Die im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstörte Wiener Staatsoper war drei Monate davor glanzvoll wiedereröffnet worden, jetzt galt es, dem Haus neben seiner kulturellen auch eine gesellschaftliche Bedeutung zu geben. Die Idee lag auf der Hand: Ein Opernball muss her!

Wer in den Tageszeitungen vom Februar 1956 blättert, findet bei den Berichten zum ersten Opernball der Zweiten Republik kaum Hinweise auf prominente Gäste. Natürlich saßen Bundespräsident Theodor Körner, Kanzler Julius Raab und die komplette Regierung staatstragend in der „Kaiserloge“. Aber sonst: Industrielle, Banker, Diplomaten – die keinen allzu großen Wert darauf legten, in den Society-Spalten (die es in ihrer heutigen Form damals noch gar nicht gab) erwähnt zu werden.

Die kälteste Nacht

Viel wichtiger als die Promis war das Fest an sich. Klarerweise war es „ein rauschendes“, und das obwohl die Opernballnacht 1956 die kälteste Nacht seit Menschengedenken war: „Die Temperatur sank auf minus 26 Grad“, erinnerte sich die erste Opernballorganisatorin Christl Schönfeldt, „die Pflanzen im Foyer der Staatsoper waren erfroren, und die Autos der Gäste, die am Morgen nach Hause fahren wollten, sprangen nicht an. So mussten sie frierend auf Taxis warten.“

All das tat dem Erfolg des ersten Staatsballes im freien, neutralen Österreich keinen Abbruch. Auch wenn eine Loge die horrende Summe von 7.000 Schilling kostete (heute sind dafür zwischen 11.500 bis 23.600 Euro zu bezahlen).

Sophia Loren umringt von Menschen bei einer Veranstaltung.

Sophia Loren mit Richard Lugner am Opernball

Nie wieder Opernball

Im Jahr darauf wurde der Opernball zum Fiasko, das zu der ernsthaften Überlegung führte, „nie wieder“ einen Ball in der Oper zu veranstalten. Der Grund: Das Haus am Ring war in der Nacht zum 29. Februar 1957 halbleer – auch wenn die Opernballlady beschwichtigend von „halbvoll“ sprach. Schuld waren weder Frau Schönfeldt noch finanzielle Engpässe der Oberen Zehntausend. Vielmehr bekam Österreich die Revolution im Nachbarland Ungarn zu spüren, im Zuge derer 200.000 Menschen ihre Heimat verlassen hatten, von denen 70.000 in Österreich blieben. Um Ähnliches als Folge des Golfkrieges zu vermeiden, wurde der Opernball 1991 ganz abgesagt.

Unbezahlte Stars

Nach der Ungarnkrise bahnte sich 1958 der Aufstieg des Opernballs zum gesellschaftlichen Ereignis Nr. 1 an. Vermehrt begann nun die Prominenz der Ballbesucher eine bestimmende Rolle zu spielen. So wurde das Glamour-Paar Paula Wessely-Attila Hörbiger gesichtet, weiters trafen einander am Tanzparkett und in den Logen die Opernlieblinge Lisa della Casa, Oskar Czerwenka, Rita Streich, Erich Kunz und Giuseppe di Stefano.

Ein König und ein Prinz

In den 1960er- und 70er-Jahren kamen gekrönte Häupter wie König Juan Carlos von Spanien oder Beatrix der Niederlande, und in Bruno Kreiskys Kanzler-Loge gaben sich Prinz Philip, Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß, Shirley MacLaine und Leonard Bernstein die Hand. Zur weiteren (unbezahlten) Prominenz zählten Luciano Pavarotti, Curd Jürgens und Charles Aznavour.

Als der Opernball in den Waldheim-Jahren und während der ersten schwarz-blauen Regierung von internationalen Gästen eher gemieden wurde, ergab es sich, dass man solche praktischerweise einfach „kaufen“ konnte. Und damit schlug die Stunde des Richard Lugner, der keine Geringeren als Gina Lollobrigida, Harry Belafonte, Claudia Cardinale, Jacqueline Bisset, Faye Dunaway, Roger Moore und Goldie Hawn ankarrte.

Wehmütiger Rückblick

Zuletzt scheint es aber auch für den Baumeister immer schwieriger zu werden, wahre Prominenz zu kaufen, womit der Rückblick auf große Opernball-Zeiten etwas wehmütig ausfällt. Denn auch wenn Richard Burton 1982 erkennbar zu tief ins Glas schaute und Prinzessin Caroline von Monaco beim Opernball 1990 demonstrativ zeigte, wie sehr ihr das alles auf die Nerven geht und wenn selbst Sophia Loren 1995 nicht gratis (sondern auf Lugners Kosten) kam – so bleibt doch der Eindruck, dass frühere Opernbälle eine etwas andere Dimension hatten.

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