Das "kleine Burgtheater ist so groß wie das große

Das "kleine Burgtheater ist so groß wie das große
Das Akademietheater ist 100 Jahre alt.

Man nennt sie die „kleine Spielstätte des Burgtheaters“, dabei ist diese nicht minder bedeutend als die große: Im Akademietheater wird von großen Schauspielern großes Theater gespielt. Seit nunmehr 100 Jahren.

Das Gebäude neben dem Wiener Konzerthaus ist freilich noch älter, es wurde 1913 errichtet, vorerst für Schüler als „Übungsbühne der Akademie für Musik und darstellende Kunst“. Bis es von Burgtheaterdirektor Anton Wildgans erworben und am 8. September 1922 mit Goethes Iphigenie auf Tauris eröffnet wurde.

Die Besetzung zeigt, dass „die Akademie“ von Anfang an keine zweitklassige Bühne war. Zur Eröffnung spielten die Stars Hedwig Bleibtreu und Raoul Aslan. Und so ging’s weiter, alle Großen der „Burg“ sind auch in deren „Kammerspielbühne“ aufgetreten: von Ewald Balser und Käthe Gold über Helene Thimig, Attila und Paul Hörbiger, Paula Wessely, Alma Seidler, Judith Holzmeister, Josef Meinrad und Gertraud Jesserer bis Michael Heltau.

Susi Nicoletti erzählte mir, wie sehr der 80-jährige Hans Moser das Publikum im Akademietheater berührte. Man gab Schnitzlers Schauspiel Liebelei, in dem Moser als alter Weiring seine Kollegen so sehr faszinierte, „dass alle, Arbeiter wie Schauspieler, während er spielte, hinter der Bühne standen, um ihm zuzuschauen. Wir haben zahllose kleine Löcher in die Kulissen gebohrt, nur um den Moser beobachten zu können.“

Einen Skandal gab es am Akademietheater, als sich Erika Pluhar 1973 in Tom Stoppards Akrobaten den Zuschauern einen Moment lang splitternackt zeigte. „Da werkelt man sein Leben lang mit klassischen Rollen am Theater“, sagte die Pluhar nach der Premiere, „und stellt dann fest, dass ein nackter Hintern alles ist, was die Leute an einem wirklich interessiert“.

Das Akademietheater nimmt es von der Qualität mit der „Burg“ auf, nicht jedoch mit dem Fassungsraum: Es ist für 540 Zuschauer gebaut, das Burgtheater für 1300.

Noch einmal zurück zur Eröffnungsvorstellung des Akademietheaters vor 100 Jahren. Die Festaufführung fand trotz Starbesetzung vor fast leerem Haus statt. Weil durch einen Druckerstreik weder Theaterplakate noch Ankündigungen in den Zeitungen erschienen waren.

georg.markus

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