Zu wenige Zivildiener melden sich zum Rettungsdienst

Zu wenige Zivildiener melden sich zum Rettungsdienst
Einsätze bei Rotem Kreuz und Arbeitersamariterbund steigen; auch Frauen werden als Zivi-Ersatz gesucht.

 Die Rettungsorganisationen im Burgenland stecken in einem Dilemma: Es gibt weniger Zivildiener, als benötigt werden. Die Gründe dafür sind vielfältig, die Lösungsansätze ebenso.

„Der Engpass an Zivildiener entwickelt sich in den vergangenen Jahren zu einem echten Problem“, sagt Tobias Mindler, Sprecher des Rotes Kreuzes (RK) im Burgenland. 200 Plätze habe das Kontingent im Vorjahr umfasst, doch nur 157 Stellen konnten besetzt werden. „Uns fehlt rund ein Fünftel der benötigten Zivis.“

Vor allem im Landessüden – in den Bezirken Güssing und Jennersdorf – gebe es stets einen Engpass, neuerdings sei auch der Bezirk Neusiedl am See betroffen.

Grund für diese Entwicklung sei aber nicht der Schwund an Interessierten. „Der Bedarf ist einfach eklatant gestiegen.“

Einsätze verdoppelt

So hat sich beim RK die Zahl der Notarzteinsätze von etwa 3100 im Jahr 2010 auf rund 6500 im Vorjahr mehr als verdoppelt. Auch bei den Rettungsdiensten und Krankentransporten sind die Einsätze in den vergangenen acht Jahren von 65.700 (2010) auf 81.300 (2017) um knapp 24 Prozent in die Höhe geschnellt. Die Bevölkerung werde immer älter, viele sind alleinstehend, erklärt Mindler. „Durch den Ärztemangel merken wir zudem öfter, dass der Hausarzt nicht kommt und dem Patienten rät, die Rettung zu rufen.“

Beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) bemerkt man eine ähnliche Entwicklung. „Seit etwa eineinhalb Jahren haben wir ein Drittel zu wenig Zivildiener“, sagt ASB-Chef Wolfgang Dihanits.

Die Zahl der Interessierten hänge zudem vom Einrückungsdatum sowie vom Standort ab. Einrückungstermine im April sind wenig begehrt als jene im Herbst. Während der Samariterbund an den Standorten Weppersdorf und Hornstein leichter Zivis begeistern könne, sei Andau im Seewinkel wegen der schlechteren Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln wenig gefragt.

Was den Zivi-Mangel noch verschärft sei die offensichtlich steigende Attraktivität des Präsenzdienstes. Von den etwa 1200 bis 1300 Wehrpflichtigen pro Jahr seien 72 Prozent tauglich. Mehr als 65 Prozent der „Tauglichen“ melden sich für den Grundwehrdienst, die Tendenz ist steigend, heißt es vom Bundesheer im Burgenland.

Lösungsansätze

Zu wenige Zivildiener melden sich zum Rettungsdienst

Doch wie kann man junge Leute für das soziale Engagement begeistern? Der ASB etwa will im Südburgenland einen vierten Standort für Zivildiener einrichten. Das Rote Kreuz hofft, den Zivi-Engpass mit dem Angebot eines Freiwilligen Sozialjahres (FSJ) kompensieren zu können. Gesucht werden auch junge Frauen ab 18 Jahren. Katharina Knechtl aus Mattersburg hat im FSJ bereits Erfahrungen gesammelt. Die 25-Jährige will ein Studium im sozialen Bereich machen. „Das Soziale Jahr ist da ein erster Schritt, es hat mich in meinen Berufsplänen noch bestärkt.“

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