Wo kleine Kneipper ihre Abwehrkräfte stärken
„Jetzt bin ich wieder frisch und munter“, lacht die sechsjährige Elisa Prokop und hüpft wie ein Gummiball hinter Anne Strobl, 6, und Timea Hann („fast schon sechs Jahre“) hinterher. Die drei Kindergarten-Kids aus Wiesen demonstrieren, was Kneippen bewirken kann. Ohne dass Kindergartenleiterin Belinda Grill viel sagen muss, wärmen die Mädels ihre Füße auf, steigen durch ein Schaffel mit Wasser, trocknen sich ab und wärmen wieder die Füße auf. Junge Kneipp-Profis eben.
Mehr als Wassertreten
Vor zwei Jahren wurde das Kneipp-Projekt im Kindergarten begonnen, in Kooperation mit dem örtlichen Kneipp-Verein (siehe Bericht unten), der auch die zusätzlichen Kosten übernommen hat. Belinda Grill hat sich schon länger dafür interessiert: „Der Anfang war nicht so leicht. Wir mussten ausprobieren, wie wir das in den Kindergarten-Alltag integrieren können.“ Mittlerweile läuft alles wie am Schnürchen, alle sechs Kindergartenpädagoginnen haben die Kneipp-Zusatzausbildung gemacht. Jeden Mittwoch werden sonnig gelbe Leiberl angezogen und den Wasseranwendungen (Fußbad, Gurgeln, Güsse) steht nichts mehr im Wege.
Kneippen ist aber mehr als Wassertreten. Die Therapien von Pfarrer Kneipp fußen auf fünf Säulen: Bewegung, Wasser, Ernährung, Kräuter und Lebensordnung. Drei davon würden sowieso einen hohen Stellenwert im Kindergarten haben, meint Grill: „Bewegung ist selbstverständlich, ausgewogene Ernährung gibt es bei uns jeden Tag, und Kinder brauchen einen geregelten Tagesablauf. Da legen wir Wert darauf.“
Das, was auf den ersten Blick nicht so ganz passt, sind Kräuter und Wasser. Aber auf den zweiten Blick schaut die Sache anders aus: Im Vorjahr wurde eine Kräuterspirale im Kindergarten-Garten angelegt. „Die Kinder erleben mit, wie Kräuter wachsen. Wir machen gemeinsam Tees oder Kräuteraufstriche“, erzählt Belinda Grill. Bei den Wasseranwendungen seien „manche Eltern skeptisch, vor allem was das Barfuß-Laufen über Schnee und Tau betrifft“, berichtet die Pädagogin. Aber den Kindern macht es Spaß, und es stärkt die Abwehrkräfte.
Am 28. April wird aus dem Projekt in Wiesen offiziell Burgenlands erster zertifizierter Kneipp-Kindergarten. An diesem Tag steht ein Fest für Groß und Klein auf dem Programm. Bis dahin wird auch eine kindgerechte Anlage für die Wasseranwendungen im Garten fertig sein.
Aktivität wird groß geschrieben
Margarethe Harrer war nicht nur eine der treibenden Kräfte hinter dem ersten Kneipp-Kindergarten im Burgenland, sondern ist vor allem als Obfrau des Kneipp Aktiv-Clubs Wiesen-Rosalia äußerst aktiv. „Ich bin schon mein ganzes Leben lang Kneipperin“, meint die Pensionistin, die in Wiesen lebt. Und die Begeisterung für die Kneippsche Naturheilkunde gibt sie seit der Gründung des Vereines 2009 in verschiedensten Kursen und Veranstaltungen an Interessierte in Wiesen, Forchtenstein, Bad Sauerbrunn und Mattersburg weiter. Rund 133 Mitglieder zählt der Kneipp Aktiv-Club, vom Kleinkind bis zu rüstigen 70-Jährigen.
Seit Herbst des Vorjahres gibt es zwischen Wiesen und Forchtenstein einen eigenen Kneipp-Bewegungspfad mit 21 Stationen samt einem Holzpavillon zum Ausrasten. Es gibt in Wiesen auch eine kleine Kneipp-Anlage am Bach, „ein wunderschöner Platz“, wie Obfrau Harrer betont.
Neben Wanderungen samt klassischen Kneipp-Wasserbehandlungen bietet der Verein auch Ernährungsberatung, „Fit mach mit“-Kurse oder Pilates-Training. Auch die Lebensfreude kommt nicht zu kurz. „Wir sind sehr reisefreudig und fahren zwei, drei Mal ins Theater, immer ein ganzer Autobus voll“, berichtet Margarethe Harrer. Und der Club veranstaltet Ausflüge zu besonderen Gärten. Heuer im Juni führt die Reise ins steirische Kräuterdorf Söchau.
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