Großtierrettung: Pferde-Dummy Biscuit braucht Hilfe

Großtierrettung: Pferde-Dummy Biscuit braucht Hilfe
Feuerwehren, Tierärzte und Reiter lernen wie sie große Tiere aus einer misslichen Lagen befreien können.

Biscuit liegt auf dem Rücken in einem Graben und ist verletzt. Feuerwehr und Tierarzt werden gerufen. Es ist kein Ernstfall sondern die Trainingsannahme der „Animalrescue-Academy“ in Deutsch Minihof im burgenländischen Bezirk Jennersdorf. Am Gestüt K trainiert eine Gruppe die Großtierrettung. Biscuit ist ein 200 Kilo schwerer Pferde-Dummy. Der Trainer ist Veterinär und Feuerwehrmann Christoph Peterbauer. Er ist mit seiner Academy in Österreich und Deutschland unterwegs und hält Schulungen ab.

Immer wieder kommt es zu Unfällen mit Pferden oder anderen Großtieren. Eine brenzlige Situation für Helfer und Tier. „Oft fehlt das Verständnis für Pferde, es gibt auch keine spezielle Ausbildung“, sagt der Veterinäranästhesist Peterbauer. Er will das mit seinen Kursen ändern. Die Feuerwehren Mogersdorf-Ort und die Stadtfeuerwehr Jennersdorf nehmen an dem Training teil, ebenso wie einige Tierärzte und zahlreiche Pferdebesitzer. Wie sie Biscuit ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, aus dem Graben holen, werden sie den ganzen Tag über lernen.

Sicherheit

„Das Wichtigste, ist die Personensicherheit, dass niemand durch das Tier zu Schaden kommt“, sagt der Veterinär. Biscuit verzeihe auch Fehler, im Gegensatz zu einem echten Pferd. „Ich vermittle den Teilnehmern Techniken, die schonend und schmerzfrei für das Tier sind.“ Peterbauer selbst hat die Feinheiten der Großtierrettung bei Spezialisten in England erlernt. Zu Beginn gibt es einen vierstündigen Theorieteil mit Anschauungsmaterial von echten Einsätzen. „Man kann sehr viel bei diesen Rettungen verkehrt machen, das haben wir jetzt gesehen“, sagt Franz Windisch, stellvertretender Kommandant der Feuerwehr Mogersdorf-Ort. Er und seine Kameraden finden den Kurs wichtig: „Allein bei uns im Bezirk Jennersdorf gibt es mehr als 250 Pferde“, sagt Windisch .

Praxis

Großtierrettung: Pferde-Dummy Biscuit braucht Hilfe

Mit Kran oder Muskelkraft,  im Kurs werden Bergungstechniken vermittelt, die gefahrenlos für die Helfer und schonend für das Tier sind.

Am Nachmittag steht der praktischen Teil an. Beim Pferde-Dummy werden penibel die Gefahrenzonen erklärt. „Ein Pferd hat 500 bis 600 Kilo, eine Kuh bis zu 800. Sie haben eine siebenfach höhere Reaktionszeit als der Mensch und sie wollen sich oft explosiv aus ihrer misslichen Lage befreien“, sagt Peterbauer. Dann geht es an die Rettungstechniken, etwa wie Gurte unter dem liegenden Pferd durchgegeben werden können. Fädelhilfen werden erklärt. Außerdem berichtet der Trainer, welche Ausrüstung für so einen Einsatz am hilfreichsten ist. „Einige Kleinigkeiten wie breitere Bergegurte werden wir uns anschaffen“, sagt Windisch.

Einige Erfahrungen in Sachen Tierrettung hat Veterinär Klaus Fischl schon gesammelt. Der Tierarzt aus Königsdorf ist auf Pferde spezialisiert. Unfälle kommen öfter vor; sei es ein stecken gebliebenes Pferd in einem Bach, oder ein Pony, das in den Pool gefallen ist. „Die meisten Tiere müssen für die Rettung sediert werden“, sagt Fischl.

Zum Abschluss spielen die Teilnehmer ein Rettungsszenario durch. Biscuit muss etwa fünf Meter über eine Böschung geborgen werden. Peterbauer beobachtet genau, ob jemand die Gefahrenbereiche betritt. Mit der Ausrüstung schaffen es die Kursteilnehmer, Biscuit zuerst mit einem Halfter zu sichern, dann werden Gurte angebracht und der Dummy nach oben gezogen. Auch ein Kran ist im Einsatz. Biscuit ist gerettet. Für echte Einsätze fühlen sich die Teilnehmer nun besser gerüstet. Auch Peterbauer ist zufrieden: „Es sollte flächendeckend geschulte Feuerwehrleute geben“. Er und Biscuit arbeiten weiter daran.

 

Spezialist machte seine Ausbildung in England

Christoph Peterbauer ist in ganz Österreich und Deutschland mit seiner „Animalrescue Academy“ unterwegs. Die Zielgruppe für seine Kurse sind Tierärzte, Feuerwehren und Pferdebesitzer. Er ist Tierarzt und Tieranästhesist und außerdem Feuerwehrmann. Beim „Hampshire Fire & Rescue Service“ in England hat er die Ausbildung zum sogenannten Animal Rescue Specialist absolviert. Und das Wissen gibt er nun weiter. „Pro Feuerwehr gibt es ungefähr alle zehn Jahre eine Großtierrettung“, weiß Peterbauer.  Bei rund 4800 Feuerwehren in Österreich sind das 480 Einsätze pro Jahr.

Neben den Kursen für Laien und Feuerwehren, ist  Peterbauer  Ausbildungsleiter am Kuratorium für Sicherheit im Pferdesport und Tierhaltung. Dort bildet er    Tierärzte zu Fire & Emergency Vets und   Pferdesanitätern aus. Auch bei der Ausrüstung für die Großtierrettung steht Peterbauer mit Rat zur Verfügung. „Es braucht oft nur wenige Utensilien, wenn man die Techniken kennt“, sagt Peterbauer. Deshalb sei das praktische Training wichtig, damit die Tiere bei der Rettung nicht noch mehr verletzt werden.  www.animalrescue.at

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