Mit Ideenreichtum zu gefälschten Ausweisen

Bei einer Verkehrskontrolle in Nickelsdorf ist es ans Tageslicht gekommen. Der 22-jährige Lenker zeigte den Beamten nach Aufforderung die Lenkberechtigung. Dass diese gefälscht war, war den Polizisten bald klar. Er sei gar nicht zur Führerscheinprüfung angetreten, erklärte der Serbe. Stattdessen habe er den „Schein“ in seiner Heimat von einem Bekannten um 300 Euro gekauft. Auch ein 21-Jähriger Kosovare, der vor Kurzem in Klingenbach eingereist war, hatte seine Lenkberechtigung gekauft – in Wien.
Wie der KURIER berichtete, ist erst vor Kurzem eine Fälscherzentrale in Wien aufgeflogen. Eine Bande hatte neben Euroscheinen im Wert von 366.000 Euro auch Hunderte falscher Führerscheine, Vignetten und Ausweise „hergestellt“.
„Es kommt natürlich auch vor, dass Österreicher gefälschte Dokumente kaufen“, weiß Mario Hejl, Sprecher des Bundeskriminalamtes. Aber in den meisten Fällen seien es ausländische Staatsbürger, die sich eine neue Identität zulegen wollen. Gekauft werde dafür nicht nur der Führerschein, sondern beispielsweise auch gleich die E-card. Das ermögliche zudem einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt.
Es sei aber auch schon vorgekommen, dass sich Österreicher, denen bereits mehrmals der Führerschein abgenommen wurde, eine gefälschte Lenkberechtigung gekauft hätten, räumt Oberstleutnant Rainer Bierbaumer, Bezirkspolizeikommandant von Neusiedl am See, ein. Dass sich jemand den „Schein“ am Schwarzmarkt besorgt, weil er die Fahrprüfung nicht schafft, das sei ihm noch nicht untergekommen.
Zwischen 2000 und 5000 Euro kostet ein nachgemachter Führerschein „in guter Qualität“. Hergestellt würden diese „Dokumente“ in den meisten Fällen in „Werkstätten“ osteuropäischer Länder wie Ungarn, Bulgarien, Rumänien oder Serbien.
Drehscheibe
Eine der Drehscheiben für gefälschte Reisedokumente befindet sich beim Grenzübergang in Nickelsdorf, „bedingt durch die Ostautobahn A4 und die Nordostautobahn A6“, sagt Bierbaumer. Er weiß, dass es noch andere Möglichkeiten gibt, wie Kriminelle sich neue Papiere besorgen. „Bei Einbrüchen in Behörden oder Versicherungen werden manchmal Blanko-Dokumente gestohlen. Bei einer Kontrolle fällt das aber leicht auf, dass das Dokument gestohlen ist.“
1154 gefälschte Führerscheine und Zulassungsscheine hat die Polizei im Vorjahr bundesweit angezeigt. Wie viele Personen tatsächlich mit gefälschten Ausweisen unterwegs seien, lasse sich nicht schätzen, sagt Hejl.
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