Kleine Racker werden große Helfer
Bis der Ernst des Lebens beginnt, hat Fredy noch knapp zwei Jahre Zeit. Auf der faulen Haut liegt der kleine Racker bis dahin trotzdem nicht, denn der drei Monate alte braune Malinois-Herder ( belgisch-holländischer Schäferhund ) ist – wie seine gleichaltrige Schwester Jana – Polizeihund in spe.
Dass Fredy vorderhand offenbar noch nicht zwischen Guten und Bösen unterscheiden kann und auch einmal das eigene Herrl kräftig in den Unterarm zwickt, nimmt Gruppeninspektor
Reinhold Pratl gelassen – ist der Malinois-Herder doch bereits sein fünftes (Hunde)-Kind. Genau genommen ein "Pflegekind", denn die Vierbeiner bleiben im Eigentum des Innenministeriums, das auch für alle Kosten – von der Anschaffung übers Futter bis zu Tierarzt-Rechnungen – aufkommt. Ein Malinois-Welpe kostet zwischen 700 und 1000 Euro.
Familienmitglied
Für Pratl war Fredy freilich vom ersten Tag an Teil der Familie und deshalb wächst der junge Vierbeiner selbstredend daheim auf. "Mit all meinen Hunden gab es nie Probleme, auch nicht als unsere Kinder noch klein waren", sagt Pratl, der in der Oststeiermark lebt und in Bernstein Dienst versieht.
Warum gerade diese Rasse? "Malinois sind richtige Arbeitstiere und verspielte Schmuser", schätzt der erfahrene Polizeidiensthundeführer die Vielseitigkeit seiner treuen Gefährten. Damit ist er nicht allein, denn von den derzeit 33 Polizeidiensthunden (neben 28 einsatzfähigen gibt es fünf Junghunde) sind 23 Malinois und sieben Herder. Den aktuell drei Deutschen Schäferhunden haben sie längst den Rang abgelaufen. "Malinois und Herder sind wendiger als Deutsche Schäferhunde und haben auch weniger Probleme mit der Hüfte", weiß
Wolfgang Carich, Landesausbildungsleiter für das Diensthundewesen im Burgenland ( siehe Zusatzbericht ).
Kein Therapiehund
Nicht jeder Mensch eignet sich zum Polizisten und nicht jeder Hund hat die Anlagen für einen Schnüffler auf vier Pfoten. Im Alter von sechs Wochen bekommen die Welpen daheim beim Züchter erstmals Besuch von den uniformierten Diensthundeführern. Spielerisch werden die Anlagen der Junghunde erkundet.
Die Tiere dürfen weder Beißer noch Angsthasen sein – oft ohnehin zwei Seiten einer Medaille. Ausbildungsleiter Carich: "Wir brauchen keine Therapiehunde" – also
Vierbeiner, die so verhaltensauffällig sind, dass sie selbst einer Therapie bedürften.
Mit Fredy hat Pratl aufs richtige Pferd – pardon – auf den richtigen Hund gesetzt. "Er hat sehr gute Anlagen, ist durchsetzungsstark und setzt die Nase ein." Das ist schon nach den ersten Übungen klar, die Herrl und Hund absolviert haben.
Pension
Ein Beispiel: Pratl überlässt den Hund einem Kollegen und versteckt sich. Fredy sucht das Herrl und wird im Erfolgsfall mit Futter belohnt. Solche und andere Aufgaben müssen die angehenden
Polizeihunde nicht nur bei den zweimal monatlich stattfindenden offiziellen Trainingscamps lösen, sondern auch außerhalb der Dienstzeit – bei jedem "Gassi-Gehen" lernen die Junghunde nebenbei auch etwas für ihr Polizeihunde-Dasein.
Wenn Fredy in etwa zwei Jahren eine Prüfung vor einer Kommission besteht, kann er Pratls aktuellen Diensthund, den neunjährigen Malinois Neutron Le Bosseur, ablösen. Darf Neutron danach seine Hunde-Pension bei Pratl genießen – das Ministerium bietet den Hundehaltern eine Schenkung an? Pratl: "Natürlich, was für eine Frage".
29 Polizisten mit „Hundeführerschein“
Auch wenn er gegen eine Ausweitung nichts einzuwenden hätte, im Großen und Ganzen ist Wolfgang Carich zufrieden. "Wir haben vier Diensthundestationen im Land verteilt", sagt der Landesausbildungsleiter für das Diensthundewesen beim Landespolizeikommando Burgenland.
In Frauenkirchen, Wulkaprodersdorf, Bernstein und Königsdorf sind je sieben Polizisten als Diensthundeführer stationiert, die derzeit insgesamt 33 Hunde in ihrer Obhut haben. Carich koordiniert vom Landespolizeikommando in Eisenstadt aus Einsätze und Ausbildung der gemischten Spezialeinheit.
Eingesetzt werden die Polizeihunde nicht nur im Sicherheits- und Ordnungsdienst (also etwa bei Demonstrationen oder in Fußballstadien), sondern auch bei Such-, Hilfs- und Rettungsaktionen. Erreicht ein Diensthund das neunte Lebensjahr, bekommt sein Herrl einen Welpen zur Ausbildung. Der ist nach zwei Jahren einsatzbereit und kann den alten Diensthund ablösen. Trainiert wird meist zu Hause, zweimal im Monat gibt es überregionale Treffen der Diensthundeführer samt Vierbeinern. Den letzten Schliff bekommen die Hunde im Bundesausbildungszentrum der
Polizei in Wien-Strebersdorf. Nach einer kommissionellen Prüfung sind die Vierbeiner ausgebildete Diensthunde.
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