Frauenberatung: Bedarf steigt stark an

Frauenberatung: Bedarf steigt stark an
In Oberpullendorf sind Frauenberatungen stark gestiegen. Zahl der Wegweisungen während des Lockdowns ist landesweit gesunken.

In der Frauenberatungsstelle Oberpullendorf herrscht derzeit ein permanentes Kommen und Gehen: „Die Beratungen sind seit dem Sommer um etwa 20 Prozent gestiegen“, erklärt die Leiterin der Einrichtung, Doris Horvath.

Die Probleme der Klientinnen sind vielfältig. „Die psychische Belastung hat sich durch die Pandemie verstärkt, der Druck auf Frauen und Familien steigt“, sagt Horvath.

Nicht nur die Sorge vor einem Jobverlust, auch die Unsicherheit, etwa was die Betreuung der Kinder betreffe, wachse. „Die Menschen sind zwar hoffnungsvoll, aber die Unsicherheit, wie es weitergeht, wächst.“

Wie gut eine Familie die Krise meistern könne, hänge auch stark vom sozialen Umfeld ab. Habe zumindest einer in der Familie einen sicheren Arbeitsplatz, sei der Druck dann meist nicht so groß. „Oft heiße es: Hauptsache der Mann hat einen Job. Gleichwertigkeit war schon vor der Krise nicht gegeben. Die aktuelle Entwicklung fällt den Frauen auf den Kopf.“

Vom Teenager bis zur Pensionistin

Klientinnen jeden Alters werden betreut, vom Teenager bis zur Pensionistin. Die Jungen würde oft eine Perspektivenlosigkeit plagen. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit und die wenig rosigen Zukunftsaussichten aufgrund steigender Firmenpleiten würden den jungen Leuten unter anderem zu schaffen machen.

Aber auch bei der Generation 50 plus sei die Lage besonders schwierig. .„Die Frauen sind bereit, eine Umschulung zu machen, um Arbeit zu finden, doch die Mobilität ist am Land noch immer ein großes Problem“, sagt Horvath, die auch das Frauenberufszentrum (FBZ) in Oberpullendorf leitet.

Oft könnten Klientinnen – etwa weil sie kein eigenes Auto haben oder weil es keine Busverbindung gibt – eine Stelle nicht annehmen. Im Frauenberufszentrum wird nach Perspektiven gesucht. Auch wenn es Beschränkungen bei den Teilnehmerzahlen gibt – die Kurse im FBZ werden weiter angeboten.

Frauenberatung: Bedarf steigt stark an

Doris Horvath (r.) verzeichnet starken Anstieg an Beratungen

Gewalt ist ebenso ein Thema bei den Beratungen. Auch wenn die polizeilichen Betretungsverbote burgenlandweit während des Lockdowns „deutlich gesunken“ sind, wie Karin Gölly, Leiterin des Gewaltschutzzentrums Burgenland, erklärt.

Diese Entwicklung hänge mit mehreren Faktoren zusammen. Am Land sei die „Anzeigenfreudigkeit“ geringer als im städtischen Bereich, die Hemmung, die Polizei zu rufen, größer. Zudem würden Homeoffice und Ausgangsbeschränkungen es Frauen erschweren, Hilfe zu organisieren. Nach dem Lockdown ist die Zahl der Wegweisungen gestiegen.

Kaum Online-Beratungen, mehr telefonische Unterstützung

Frauen würden, so Gölly, nun öfter telefonisch Hilfe suchen. Online-Beratungen würden im Burgenland kaum in Anspruch genommen.

Was jetzt für viele wichtig sei, sagt Horvath, sei ein offenes Ohr zu finden. „Für manche Klientinnen steht fest, dass sie aufgrund der wirtschaftlichen Lage jetzt nichts an ihrer Situation ändern können. Aber es tut gut, einmal seine Sorgen wie einen Müllsack abladen zu können.“

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Café trinken und plaudern in der Weiberwirtschaft in Stoob

Wichtig sei auch, die sozialen Kontakte nicht zu vernachlässigen. In der Weiberwirtschaft, einem sozialökonomischen Projekt, das Horvath leitet, gibt es etwa die Möglichkeit, mit Freunden einen Café zu trinken oder ein besonderes Frühstück zu genießen. Sämtliche Corona-Sicherheitsvorkehrungen würden natürlich eingehalten. "Es wäre wichtig, dass sich die Leute etwas Gutes tun und das Leben - bei allen derzeitigen Einschränkungen - auch genießen", appelliert Horvath.

Mehr Infos:

www.frauen-op.at

www.gewaltschutz.at

Frauen-Helpline (24 Stunden besetzt): 0800 222 555

„Frauen verdienen auch 100 Prozent“

Unter dem Motto „Frauen verdienen auch 100 Prozent“ machten die Sozialistische Jugend (SJ) und die SPÖ Frauen Burgenland am Donnerstag in der Eisenstädter Fußgängerzone mit einer Aktion auf die Lohnschere zwischen Frauen und Männern aufmerksam.
Vollzeitbeschäftigte Frauen würden  demnach  im Burgenland etwa 19 Prozent weniger als Männer verdienen. „Es kann nicht sein, dass Frauen mehr arbeiten, aber trotzdem noch immer weniger verdienen. Weg mit den 19 Prozent Unterschied“, fordern SPÖ-Frauenvorsitzende und LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf und SJ-Vorsitzende Lejla Visnjic.

Im Jahr 2019 waren im Burgenland laut Statistik Austria 106.042 unselbständig Beschäftigte (50.150 Frauen und 55.892 Männer) registriert. Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten lag 2019 im Burgenland bei den Frauen bei 48% (Männer: 6%).

Auch geringfügig Beschäftigte sind zum überwiegenden Teil Frauen.

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"Weg mit der Lohnschere": Aktion von SPÖ und SJ in Eisenstadt

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