"Dschihadismus ist kein Massenphänomen"

Fabian Hofbauer beim Interview mit Kinder- und Jugendanwalt Christian Reumann
Interview mit Burgenlands Kinder- und Jugendanwalt Christian Reumann.

In NÖ sitzt ein 14-jähriger Terrorverdächtige weiter in U-Haft, in Vorarlberg klagt ein gemobbter Schüler seine Schule.Wie steht es nach Einschätzung des Kinder- und Jugendanwalts Christian Reumann um Burgenlands Jugendliche.

KURIER: Da im Moment viel darüber diskutiert wird, dass sich Jugendliche dem Dschihadismus anschließen. Hatten Sie im Burgenland schon derartige Fälle?
Christian Reumann: Im Burgenland ist mir noch kein derartiger Fall untergekommen. Wobei man bei aller medialer Berichterstattung schon betonen muss, dass Dschihadismus bei Jugendlichen in Österreich kein Massenphänomen ist. Es ist kein Jugendthema, sondern ein soziales Problem. Die Masse der Muslime ist ganz einfach normal, Verrückte gibt’s überall. Auch im Burgenland gibt es Spinner, egal welcher Religion oder Ethnie.

KURIER: Stichwort Integration – gibt es viele Probleme in den burgenländischen Schulen? Werden Sie oft um Unterstützung gebeten?
Reumann: Es war bis jetzt kaum Bedarf im Burgenland, die Schulen haben das ganz gut im Griff. Natürlich gibt es manchmal Probleme, man könnte aber nicht behaupten, dass in dieser Hinsicht der Hut brennt.

KURIER: Landeshauptmann Niessl hat vorgeschlagen, in den Schulen die Lehrkräfte, vor allem die weiblichen, zu stärken. Was halten Sie davon?
Reumann: Es geht hier darum, dass einzelne Väter muslimischer Jugendlicher Probleme mit Frauen als Lehrerinnen oder Direktorinnen ihrer Kinder haben. Das Problematische bei diesen Männern ist aber sicher nicht ihr islamischer Glaube. Das Problem ist ihre fundamentalistische Haltung, verbunden mit ihrer Vorstellung von einer archaisch-patriarchalischen Weltordnung. Dass der Landeshauptmann das zum Thema gemacht hat, halte ich für richtig. Man soll nicht die Augen davor verschließen und dieses Thema rechtspopulistischen Politikern überlassen. Aber man muss das auf sachlich-fachlicher Ebene diskutieren und mit Augenmaß handeln, es geht ja um kein Massenproblem.


KURIER: Ein anderes Problemfeld: Schüler sind oft Opfer oder auch Täter in Mobbing-Fällen. Werden Sie in solchen Fällen oft kontaktiert? Was unternehmen Sie?
Reumann: Das kommt oft vor. Meist wenden sich Eltern und vor allem Lehrer an mich. Die Gemobbten selbst weniger, ganz selten, die genieren sich meist dafür. Ganz wichtig ist, dass Mobbing nicht verschwiegen wird, dass Schulleitung, Lehrer, Eltern und Schüler ihre Verantwortung wahrnehmen und darüber reden. Das Schlimmste ist, wenn nicht darüber geredet wird. Von allein hört nämlich gar nichts auf.

KURIER: Ab welchem Alter beginnt das Problem mit Mobbing?
Reumann: Schon im Volksschulalter, verstärkt aber in der NMS und AHS. Was die Fallzahlen betrifft, ist das Verhältnis Mädchen und Burschen – meiner Erfahrung nach – ziemlich ausgeglichen. Auch bei den körperlichen Attacken, was schon eine ziemliche Eskalationsstufe ist, kann ich ebenfalls keine Unterschiede feststellen.

KURIER: Ist das Burgenland im Vergleich zu Wien immer noch eine Insel der Seligen?
Reumann: Das war es eigentlich nie. Aber das Burgenland ist ländlich strukturiert und gewisse Probleme treten hier nicht in dieser Schärfe auf. Am Land gibt es mehr soziale Kontrolle, was nicht immer positiv sein muss.

"Dschihadismus ist kein Massenphänomen"
Fabian Hofbauer, 13, Eisenstadt, von 28.1. bis 30.1. Berufsorientierungstage im KURIER
Fabian Hofbauer, der die NMS Theresianum in Eisenstadt besucht, hat im Rahmen der „berufspraktischen Tage“ in der KURIER-Redaktion in Eisenstadt in den Beruf des Journalisten hineingeschnuppert. Der 13-Jährige hat das Interview mit Christian Reumann geführt.

Kommentare