„Die Traubenpreise sind im Keller“

„Die Traubenpreise sind im Keller“
Mit 20 Cent pro Kilo könne man wirtschaftlich nicht überleben, sagt Winzer Achs. Kammer rät zu Produzentengemeinschaften.

Mitte August war die Sorge bei so manchem Winzer im Seewinkel groß. Trotz der quantitativ und qualitativ hochwertigen Trauben in den Weingärten trübte die Handelspolitik die bevorstehende Lese. Diese Befürchtungen seien noch übertroffen worden, sagt jetzt Winzer Hannes Achs aus Gols.

„Im August hat es geheißen, dass wir 30 Cent für ein Kilogramm Qualitätstrauben bekommen. Jetzt wurden unsere schlimmsten Erwartungen übertroffen: In der vergangenen Woche wurden nur 20 Cent pro Kilo bezahlt. Das ist wirtschaftlich untragbar“, sagt Achs zum KURIER.

Während man vor der Lese noch den großen Aufstand überlegte, habe der „Handel die Bauern in die Knie gezwungen“. „Viele Winzer hatten Sorge, dass sie ihre Trauben gar nicht mehr anbringen.“

Nicht profitabel

Etwa 95 Prozent der Ernte im Seewinkel sei bereits eingefahren. „Die fünf Prozent Trauben, die noch da sind, können die Bauern nicht verkaufen.“ Obwohl vereinzelt für gewisse Sorten, wie der Muskatellertraube, 50 Cent bezahlt wurden, sei das Geschäft nicht mehr profitabel. Einige Winzer würden jetzt sogar ans Aufgeben denken, sagt Achs.

„Natürlich ist der Frust in der Traubenverkaufs-Branche über den eklatanten Preisverfall groß“, sagt Weinbauverbands-Präsident Andreas Liegenfeld. Unter anderem seien die „Übermengen bei den geernteten Trauben“ dafür verantwortlich. Mit den bezahlten 20 Cent pro Kilo sei kein kostendeckendes Produzieren möglich, bestätigt Liegenfeld.

Etwa 15-20 Prozent der Weinbauern im Burgenland verkaufen ihre Trauben am freien Markt. „Es ist ein Risikospiel, mit den Preisen am freien Markt zu spekulieren. Damit ist der Winzer auch erpressbar“, sagt auch Liegenfeld.

Während die Winzer im Mittel- und Südburgenland ihre Produkte meist an Winzergenossenschaften oder fix vereinbarte Händler abgeben, verkauft der Großteil der Weinbauern im Seewinkel am freien Markt.

Nicht nur Liegenfeld, auch Landwirtschaftskammer-Präsident Nikolaus Berlakovich appelliert an den Handel, „faire Preise zu bezahlen“.

Für die traubenverkaufenden Winzer sehen beide künftig den Zusammenschluss zu Produzentengemeinschaften für eine gemeinsame Traubenvermarktung als Chance. Eine weitere Option wäre auch „der Abschluss mittelfristiger Verträge mit seriösen Partnern“, sagt Berlakovich.

Die Lese wird im Burgenland in der kommenden Woche abgeschlossen sein. Neben dem bitteren Beigeschmack bei den Weintraubenverkaufenden Betrieben, schaue es allgemein gesprochen für heuer nach einerguten Bilanz aus, sagt Liegenfeld: „Die Qualität ist wirklich hervorragend und der Ertrag ist es auch.“

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