"Die Firma ist der Stolz des Dorfes"

"Die Firma ist der Stolz des Dorfes"
Die Traditionsbäckerei aus Steinberg-Dörfl ist finanziell ins Trudeln geraten. 178 Mitarbeiter bangen nun um ihren Job.

Anton Faymann aus St. Pölten ist ein "Fan" der Backwaren der Firma Thurner Beugl in Steinberg-Dörfl. "Es gibt nichts Vergleichbares", streut der Niederösterreicher, der seinen Zweitwohnsitz im Ort hat, Rosen. Dass das Unternehmen, das vor fast einem halben Jahrhundert gegründet wurde, nun insolvent ist, kann er fast nicht glauben.

Am Mittwoch hat die Firma Thurner-Beugl die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung beantragt. Auch die Mitarbeiter wurden erst an diesem Tag in einer Betriebsversammlung über die wirtschaftliche Situation informiert. "Es war ein Schock. Wir haben so etwas nicht geahnt", sagt eine Mitarbeiterin aus dem rund zwölf Kilometer entfernten Kőszeg. So wie sie kommen laut ÖGB rund zwei Drittel der insgesamt 178 Arbeitnehmer aus Ungarn. "Es ist ein sehr guter Job, das Arbeitsklima passt. Wir haben bisher immer pünktlich unser Gehalt bekommen, auch sonst läuft alles geregelt ab. Ich hoffe, dass wir unsere Arbeit nicht verlieren", sagt die Angestellte.

Auch ein burgenländischer Kollege wurde von der Insolvenz überrascht. "Ich weiß aber, dass die Firmenleitung alles unternimmt, damit der Betrieb weiter geht", sagt er. Seinen Namen will er nicht nennen.

Betrieb geht weiter

Von Kündigungen sei derzeit nicht die Rede, versichert Geschäftsführer Herbert Thurner, dessen Vater Firmengründer war. "Die Arbeit geht jetzt normal weiter, wir brauchen jeden Einzelnen. Die Angestellten bekommen auch ihre Löhne ausbezahlt, nur einen Monat später. Ich weiß, dass das für viele Mitarbeiter nicht einfach ist." Ob er in einem halben Jahr auch noch alle Mitarbeiter beschäftigen kann, könne er derzeit nicht sagen.

Gestiegene Rohstoffpreise und konstant gebliebene Verkaufspreise seien nur zwei der Gründe für die prekäre finanzielle Lage. "Wir haben immer wieder Leiharbeiter von einer Personalleasingfirma beschäftigt, bis zu 40 pro Tag. Ich habe darauf vertraut, dass diese Firma die Leute auch anmeldet. Doch dem war nicht so. Die Firma ging in Konkurs und ich musste alle Abgaben zahlen, die der Betrieb nicht abgeführt hat", erklärt Thurner. Er führe nun Gespräche mit einem Investor, mit dem "eine neue finanzielle Basis gefunden werden soll". Den Namen des möglichen Financiers will er nicht nennen.

Hoffen und Bangen

Auch in der Gemeinde ist Thurner Beugl in aller Munde. "Wir sind zuversichtlich, dass es weitergeht. In ein paar Wochen ist sicher alles geregelt", sagen einige Herren in einem Kaffeehaus im Ort. Was es für die Gemeinde bedeutet, müsste der Betrieb zusperren, das will sich in Steinberg-Dörfl niemand ausmalen.

"Die Firma ist für uns aus zwei Gründen so wichtig. Würde der Betrieb schließen, würde das auch ein tiefes Loch in die Gemeindekassa reißen", sagt Bürgermeisterin Klaudia Friedl. "Aber primär ist, dass sich jeder im Ort mit dem traditionellen Beugl identifiziert. Das ist seit den 1970er Jahren mit uns gewachsen und hat die Gemeinde über die Landesgrenzen hinaus populär gemacht. Es ist quasi der Stolz des Dorfes." Friedl appelliert deshalb an die Gläubiger: "Schließlich sind auch 178 Familien betroffen."

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