Der "Ur-Veltliner" blüht auf

1000 ganz besondere Weinstöcke werden auf einem Hang bei St. Georgen (Stadtbezirk von Eisenstadt) gehegt und gepflegt. Hier auf der Viehtrift wächst ein "Ur-Veltliner", der Jahrhunderte überstanden hat.
Drei Jahre nach Auspflanzung der ersten Stöcke der "St. Georgener Rebe", wie die Nachkommen der Mutter-Rebe des Grünen Veltliners heißen, gibt es erstmals eine Blüte und es soll auch eine (sehr) kleine Lese geben. "Wenn nix passiert, rechnen wir mit 10 bis 15 Litern", hofft Hans Moser, Winzer und Mastermind hinter allen Bemühungen um die Georgi-Rebe.
Historische Bedeutung
Moser ist durch nichts zu erschüttern: "Selbst wenn der Wein nichts Besonderes werden sollte, haben wir zumindest historische Bedeutung erlangt." Der Winzer geht trotzdem davon aus, das trinkbare Potenzial dieses besonderen Weines ausschöpfen zu können: "Das breite Aromaspektrum lässt hoffen." Derzeit gibt es nur eine Genehmigung für die Versuchspflanzung, erst wenn genug Menge da ist, kann um eine Sortenzertifizierung angesucht werden.
Getragen und finanziert wird das gesamte Projekt vom "Verein zur Kultivierung der St. Georgener Rebe" mit einer rührigen Mannschaft mit Stadtbezirksvorsteherin Heidi Hahnekamp an der Spitze. "Obwohl wir anfangs nicht gewusst haben, wie das ausgeht, ob überhaupt was draus wird, wollten viele mitmachen", berichtet Hahnekamp. Bisher konnte man 67 Reben-Patenschaften vergeben: "Wir haben sogar jemanden aus Deutschland und der Schweiz. Unsere jüngste Patin ist fünf Jahre alt, der älteste 90."
Die Patenschaften helfen, den Weingarten zu finanzieren, denn "ein Projekt wie dieses passt offenbar in kein Förderschema", kann sich Moser einen Seitenhieb nicht verkneifen.
Während der Weingarten blüht und gedeiht, ist die in der Nähe stehende eigentliche Urrebe ein Sorgenkind. Nach einem Vandalenakt im Jahr 2011, bei dem der mindestens 100 Jahre, vielleicht sogar 500 Jahre alte Weinstock fast zerstört wurde, "siecht er jetzt dahin, das wird noch einige Jahre dauern, bis der sich erholt", meint Moser. Verdächtige gab es damals einige, Beweise zu wenige. Da man daraus gelernt hat, will man vor der zu erwartenden, ersten Ernte heuer besonders wachsam sein.
2009 war es eine kleine Sensation in der Wein-Welt: Gentests der Bundesversuchsanstalt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg hatten bestätigt, dass die Mutter-Rebe des niederösterreichischen Heiligtums, des Grünen Veltliners, ausgerechnet in
St. Georgen im Burgenland Jahrhunderte überdauert hat.
Gefunden wurde der uralte Weinstock bereits 2000 von Michael Leberl, Pensionist und Chronist von St. Georgen. Der Weinstock wuchs, versteckt in dichtem Gebüsch auf der Ried Viehtrift. Ein Hang, der bis ins 14. Jahrhundert für den Weinbau genutzt wurde und danach als Hutweide diente.
Seither wird alles nur Erdenkliche getan, um die Rebe zu vermehren. Einen herben Rückschlag gab es 2011, als der Weinstock durch Vandalen fast zerstückelt wurde.
Seither geht es wieder aufwärts. Der Weinstock, nun als Naturdenkmal eingestuft, erholt sich. Einen Vorgeschmack auf den künftigen Wein gab es für 20 Auserwählte diesen Februar. In Klosterneuburg war in einer Mikrovinifikation etwas mehr als ein Liter Wein aus der St. Georgener Rebe gekeltert und verkostet worden.
www.georgirebe.at
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